Der Ausbau der Breitbandversorgung mit Glasfaserkabeln geht in Deutschland nur langsam voran – viel zu langsam, so die Meinung zahlreicher Experten. Und der Eindruck stimmt: Die Statistik1 zeigt deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen ist. Länder wie Südkorea, Frankreich, Japan, Spanien, Dänemark und die Schweiz sind bereits einige Schritte voraus. Es sind also konkrete Maßnahmen erforderlich, um diesen Vorsprung aufzuholen die breitflächige Nutzung neuer Technologien uneingeschränkt zu ermöglichen.
Breitbandausbau in Deutschland: Förderung der digitalen Infrastruktur durch einheitliche Standards
Neue Technologien erfordern hohe Bandbreiten und ein zuverlässiges Netz
Der Breitbandausbau (eng. broadband roll-out) in Deutschland setzte bis vor einigen Jahren fast ausschließlich auf Kupferkabel, die in den letzten 100 Jahren gelegt wurden.
Es zeigt sich jedoch immer mehr: Die mit diesen Kupferkabeln erreichbaren Bandbreiten für die Datenübertragung – also jeweils die maximale Geschwindigkeit beim Download und Upload – reichen schon heute teilweise nicht mehr aus, um bestimmte Anwendungsfälle abzudecken. Problematisch ist hierbei vor allem, dass neue Kommunikationstechnologien auf einer schnellen Breitbandtechnologie basieren und eine zuverlässige Architektur bzw. digitale Infrastruktur benötigen.
Zu diesen neuen Kommunikationstechnologien gehören beispielweise die 5G-Technologie für mobiles Internet und Mobiltelefonie, Internet of Things (Iot), Smart Home, Smart Cities, Autonomes Fahren und Industrie 4.0.
Allgemeine Fragen zum Breitbandausbau
Kein flächendeckender Breitbandausbau kommt in Zukunft ohne Glasfaserkabel aus. Das gilt auch für den 5G-Ausbau, bei dem an der Luftschnittstelle mehrere Gbit/s anliegen sollen. Dies erfordert die Anbindung jedes Antennenstandortes mit Glasfasern. Darüber hinaus werden die Antennenstandorte in kürzerem Abstand stehen.
Während wir in Deutschland in der Vergangenheit mehrere Millionen Kupferdoppeladerkilometer im Jahr verlegt haben, werden es in den nächsten Jahren Millionen Glasfaserkilometer pro Jahr sein müssen, um den steigenden Bandbreitenbedarf in Gesellschaft und Wirtschaft decken zu können.
Während heute jedes Gebäude mit Kupferkabeln erschlossen ist, sind es bei Glasfaserkabeln lediglich fünf Prozent. Zwar sind im ganzen Land die Glasfaserkabel bis zu den grauen Kästen (Kabelverzweiger; KvZ) am Straßenrand verlegt, von da aus geht es heute aber meist noch mit Kupferkabeln bis zu den Teilnehmeranschlüssen in den Gebäuden. Sogenanntes „Breitband“ wird von dort durch DSL-Übertragungstechnik auf den Kupferdoppeladern realisiert.
Fragen zum Ausbau des Glasfaser-Breitbandausbau
Die mögliche Bandbreite für den Einzelnen hängt stark von der Entfernung zum KvZ ab, und die kann auf dem Land einige Kilometer betragen. Daher lässt die Breitbandversorgung über Kupferkabel auf dem Land noch in weiten Bereichen sehr zu wünschen übrig, während Kunden im städtischen Bereich über 50 oder 100 Mbit/s verfügen können. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, im ländlichen Bereich mit dem Glasfaserausbau zu beginnen und hier die zahlreich vorhandenen weißen Flecken zu schließen.
Deutschland liegt beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich weit zurück. Das hat vier wesentliche Gründe:
- Das bestehende Kupferkabelnetz ist im Hinblick auf die Netzstruktur und die Kabelqualität so gut, dass mit einer FTTC (Kabel bis zum KvZ) in weiten Teilen 50 Mbit/s und mehr übertragen werden können
- Die Kabelverlegung in Deutschland ist durch die fast ausschließliche Erdkabelverlegung um ein Mehrfaches teurer als in anderen Ländern mit überwiegend Luftkabelverlegung
- Die Bebauungsstruktur und die Verteilung der Gewerbebetriebe ist über das ganze Land verteilt und konzentriert sich nicht nur auf wenige Zentren.
- In Deutschland gibt es ein gut ausgebautes Koaxialkabelnetz für das Kabelfernsehen, welches durch DOCSIS zu einem hochwertigen Breitbandnetz aus Glasfaserkabel und Koaxialkabel für Bandbrieten bis 1 Gbit/s ausgebaut wird.
Der Breitbandausbau muss in Zukunft ein Glasfaserausbau sein, um die Grundlage für moderne Kommunikationstechnologien zu schaffen. Die hohe Bedeutung der Glasfaser (Lichtwellenleiter; Lichtleitkabel) als Übertragungsmedium ist auch daran zu erkennen, dass neue Förderprojekte nur noch in Glasfasertechnik ausgebaut werden dürfen.
Fragen zu den Kosten des Breitbandausbaus
Herausforderungen und Lösungen für den Breitbandausbau
Der Ausbau einer digitalen Infrastruktur in Deutschland geht nur sehr langsam voran und kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Es existieren zwar häufig bereits Normen und Standards, die aber teilweise nicht bekannt sind oder allgemein vom Markt nicht akzeptiert werden. Weiterhin existiert ein Graubereich im Übergang von der Netzebene 3 zur Netzebene 4 – unklar ist hierbei, ob die vorhandenen Standards im Kontext des Glasfaserausbaus ausreichend sind. Der oftmals erwähnte „Fachkräftemangel“ macht sich auch beim Breitbandausbau mit Glasfaser bemerkbar: Tiefbauunternehmen finden nur selten qualifizierte Fachkräfte, die Kenntnisse darüber haben, wie die empfindlichen Glasfaserkabel ordnungsgemäß verlegt werden, ohne dass sie dabei Schaden nehmen.
Die DKE geht diese Herausforderungen an und arbeitet gemeinsam mit Experten aus der Praxis an mittel- und langfristige Lösungen. Und genau aus diesem Grund führen wir Gremien, die sich mit den spezifischen Themen innerhalb der Breitband-Thematik auseinandersetzen:
- GAK 412.0.1 Trenching
- GAK 412.0.2 Handbuch Breitband
- GAK 412.0.3 In-House bzw. GUK 715.3 Informationstechnische Verkabelung von Gebäudekomplexen
- GAK 412.0.4 Breitband-Ausbildung
- Informationstechnische Gesellschaft (Fachbereich 5)
Expertengremium DKE/K 412 Kommunikationskabel (Kabel, Leitungen, Wellenleiter, Lichtwellenleiter, Komponenten, Zubehör und Anlagentechnik für die Nachrichten- und Informationsübertragung)
Das DKE/K 412 ist das nationale Spiegelgremium zu IEC/TC 46, IEC/TC 86 und CLC/TC 46X. Die wesentliche Aufgabe ist die Erstellung von Normen und Standards für Kommunikationskomponenten (Kabel, Leitungen, Wellenleiter, Lichtwellenleiter, Komponenten, Zubehör und Anlagentechnik für die Nachrichten- und Informationsübertragung).
Artikelserie: Breitbandausbau in Deutschland
Förderung der digitalen Infrastruktur durch einheitliche Standards
Glasfaserkabel machen bis dato nur einen sehr geringen Anteil am gesamten Breitbandnetz aus.
Neue Kommunikationstechnologien nutzen hohe Bandbreiten aus, um Daten zu übertragen – mit den bisher verwendeten Kupferkabeln ist das aber praktisch kaum möglich.
In der DKE arbeiten zahlreiche Experten gemeinsam an Lösungen für die Herausforderungen des Breitbandausbaus.
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