Ein zentraler Prozessschritt bei der Entwicklung von leistungselektronischen Systemen ist die Auswahl des Leistungshalbleiters. Die Charakterisierung der Halbleiter erfolgt über Messverfahren, die in der Normenreihe IEC 60747 „Halbleiterbauelemente – Einzelhalbleiterbauelemente“ beschrieben sind. Die Schaltverluste werden mit dem Doppelpulstest bestimmt, dessen Schaltungsanordnung grundlegend in den genannten Normen definiert ist. Jedoch werden weitere Randbedingungen wie die Streuinduktivität im Messkreis und Bandbreite der zu verwendenden Messaufnehmer nicht berücksichtigt.
Dies verhindert die Rückführbarkeit und damit die Vergleichbarkeit der Messergebnisse. Darüber hinaus sind die Verfahren für neuartige Halbleitermaterialien wie SiC und GaN, die wesentlich schnellere Schaltgeschwindigkeiten erreichen, nur eingeschränkt anwendbar.
Um verschiedene Komponenten miteinander zu vergleichen, werden Simulationen auf Basis der Datenblattwerte genutzt. Dafür stellen Halbleiterhersteller zum Teil Modelle zur Verfügung, die allerdings nur in bestimmten Simulationstools einsetzbar sind. Nutzt ein Kunde ein nicht unterstütztes Tool, ist die Parametrierung mit erheblichem Aufwand verbunden.