Batterie Energiespeicher
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30.06.2023 Veranstaltungsrückblick

Die Europäische Batterieverordnung kommt – alles Wissenswerte für Unternehmen

Großes Interesse, viele Antworten und offene Fragen bei der gemeinsamen Veranstaltung von DKE, VDA, VDMA und ZVEI, die am 26. Juni 2023 online durchgeführt wurde.

Die Europäische Batterieverordnung wurde am 14.06.2023 vom Europäischen Parlament angenommen. Sie wird sechs Monate nach ihrer Veröffentlichung verpflichtend, es gibt aber Übergangsfristen. Bei der gemeinsamen Veranstaltung von DKE, VDA, VDMA und ZVEI konnten die knapp 800 registrierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen den Vortragenden viele Fragen stellen, denn die Anforderungen an die Industrie sind weitreichend.  

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Johannes Koch
Zuständiges Gremium
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Der neue Goldstandard

Die neue Europäische Batterieverordnung umfasst über 500 Seiten und beschreibt den gesamten Lebenszyklus einer Batterie, von der Produktion bis zur Entsorgung. Gunter Kellermann, Senior Manager Umwelt und Chemikalienpolitik beim ZVEI, leitete ein und referierte zu den verschiedenen Artikeln der neuen Europäischen Batterieverordnung. Indem die Verordnung Vorschriften etwa zur Nachhaltigkeit, CO2-Fußabdruck, Leistungskriterien und Sorgfaltspflichten schafft, entsteht einen Goldstandard für zukünftige Produktregulierung, so Kellermann. Er empfiehlt jedem Unternehmen, sich intensiv mit der Verordnung auseinander zu setzen, da beispielsweise der Herstellerbegriff weit gefasst ist und jedes Unternehmen betroffen ist, das (von Dritten hergestellte) eingebaute Batterien in ihren Produkten in den europäischen Binnenmarkt bringt.


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Lithium-Ionen-Akkus: Kompendium und Praxisleitfaden für Hersteller, Entwickler und Anwender

Lithium-Ionen-Akkus verfügen über zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten – von tragbaren Geräten über die Elektromobilität bis hin zu stationären Heimspeichern. Der entscheidende Vorteil gegenüber anderen Akkus: eine deutlich höhere Energiedichte. Li-Ionen-Akkus sind allerdings nicht ganz unproblematisch.

Das VDE Kompendium sowie eine Risikoeinschätzung für Lithium-Ionen Speichermedien bieten allen Interessierten einen guten Einstieg in dieses Thema.

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Automobilsektor – ein besonderer Schwerpunkt

Roland Matthé, Technical Fellow Battery Systems & Mgr Electrification Architecture bei STELLANTIS, referierte zu den Herausforderungen der Automobilbranche. Erstmals werden Batterien für Elektrofahrzeuge (EV-Batterien) explizit in der Verordnung definiert und mit Anforderungen versehen. Unternehmen benötigen Zeit, um sich an die Vorgaben anzupassen. Bereits 2019 begann der Fahrzeughersteller STELLANTIS, sich auf eine zukünftige Europäische Batterieverordnung vorzubereiten und Konzepte zu entwickeln. Da die Europäische Union viel Zeit für ihre Gesetzgebung benötigt, sind Unternehmer gezwungen, Entscheidungen auf europäischer Ebene zu antizipieren, bevor sie getroffen werden, berichtete Roland Matthé.

Europäische Batterieverordnung als Chance

Im internationalen Vergleich liegt Europa nach der Einschätzung von Matthé vorne. Weltweit gibt es keine vergleichbare Batteriestrategie in diesem Umfang. Allerdings gibt es bald neue Batteriestrategien in China und den USA. Obwohl die neue europäische Batterieverordnung für viele europäische Unternehmen auf den ersten Blick einen bürokratischen Ballast darstellen mag, betrachtet Roland Matthé die Verordnung eher als Chance für Europa. Die zirkuläre Wirtschaft bietet Europa die Möglichkeit, einen neuen Standard zu setzen, weshalb sich STELLANTIS aktiv in den einschlägigen Normungs- und Standardisierungsgremien beteiligt, um die Umsetzung voranzutreiben.


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Der Batteriepass ermöglicht die Umsetzung

Um eine effiziente Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, wird es umso wichtiger, dass Produzenten genau wie Konsumenten einen transparenten und einfachen Zugriff auf die Daten des Produktes erhalten. Hier wird der Digitale Produktpass unabdingbar, zu dem Dr. Johannes Simböck, Team-Lead Battery Pass bei acatech, referierte. Ziel ist es, dass der Batteriepass die Anforderungen der kommenden Verordnung erfüllt, d. h. ab dem Jahr 2027 für alle neu angeschafften Batterien in Fahrzeugen, stationären Speichern und größeren Industriebatterien in Deutschland und Europa verpflichtend wird. Er erläuterte, welche Daten auf dem digitalen Produktpass in Form eines QR-Codes einsehbar sein müssen und welche Herausforderungen das mit sich bringt. So müsse beispielsweise der Recycler wissen, was vorher in einer Batterie verbaut wurde. Zur gleichen Zeit müsste die Gewährleistung von Geschäftsgeheimnissen gewahrt werden. Nach Simböck würden diese Dimensionen dazu führen, dass es mehrere „Accessebenen“ gäbe, die auf alle Interessengruppen Rücksicht nehmen würden. Zum Schluss folgert er, dass diese Informationen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette neue Potenziale freischalten könnten und auch der Batteriepass eine Chance für Europa sein kann.


Digitaler Produktpass

Digitaler Produktpass

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Digitaler Produktpass: Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft durch standardisierte Daten

Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben. In der Welt der industriellen Produktion wurde dies bereits frühzeitig erkannt, sodass zahlreiche Entwicklungen vorangetrieben wurden, auch auf normativer Ebene. Eine Ausprägung ist der Digitale Produktpass, mit dem über digitale und standardisierte Informationen der nächste Schritt gemacht wird und der langfristig die industrielle Kreislaufwirtschaft unterstützt.

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Die Normung ist bereits im Gange

Für die DKE berichtete Dr. Kerstin Sann-Ferro, Managerin Components and Technologies,  dass die Normungsgremien bereits an der Erstellung der harmonisierten europäischen Normen für die Europäische Batterieverordnung arbeiten. So habe die Europäische Kommission bereits frühzeitig den Normungsauftrag M/579 veröffentlicht. Dort sind nun 38 Normungsprojekte im Kontext der Batterieverordnung avisiert, mit u. a. folgenden Themenschwerpunkten:  Portable Batteries (primary and secondary), Performance, Durability, Industrial, LMT und EV Batteries. Nach Sann-Ferro sei Deutschland gut aufgestellt und übernimmt mit seinen Expertinnen und Experten auch in der europäischen Normung eine Führungsrolle.

Mehr Konkretisierung erwünscht

Obwohl die Europäische Batterieverordnung einen umfassenden Rahmen bietet, bemängeln die Referenten, dass manche Passagen nachjustiert und genauer formuliert werden müssten. Manche Bereiche wären auch komplett ausgelassen worden, zum Beispiel der Einsatz im Flugzeug. Diese Erkenntnisse trüben jedoch nicht den optimistischen Charakter der Veranstaltung. Die Veranstalter werden auch zukünftig zum aktuellen Stand der Umsetzung der Europäischen Batterieverordnung informieren und ein solches Format erneut anbieten.


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