Interview zur DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025

Interview zur DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025

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12.02.2025 Fachinformation

Ein Kaisersaal für funktionale Sicherheit: Frank Schiller im Interview zu den Erfurter Tagen

Die DKE Tagung Funktionale Sicherheit findet alle zwei Jahre traditionsgemäß im Kaisersaal in Erfurt statt, dieses Jahr am 13. und 14. Mai. Die wissenschaftliche Tagungsleitung hat 2025 Prof. Dr. Frank Schiller übernommen.

Warum der Experte für funktionale Sicherheit sich auf die Erfurter Tage freut, was aus seiner Sicht die spannendsten Themen sind und wie offen die Safety-Gemeinde für neue Mitglieder ist, erklärt er im Interview.

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Sascha Man-Son Lee
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Das erwartet Sie in diesem Artikel:

  • Was macht die DKE Tagung Funktionale Sicherheit in Erfurt besonders?
  • Wie wirken sich innovative Technologien auf die Sicherheitstechnik aus?
  • Warum ist die Veranstaltung vor allem für Young Professionals geeignet?

Inhaltlich und personell ein breites Spektrum

DKE: Herr Schiller, Sie sind bei Beckhoff Automation wissenschaftlicher Leiter für Funktionale Sicherheit und lehren als Gastprofessor an der East China University of Science and Technology in Shanghai. Was ist für Sie das Besondere an der DKE Tagung Funktionale Sicherheit, warum engagieren Sie sich dafür?

Schiller: Das ist leicht zu beantworten: Ich engagiere mich für die Menschen, die dorthin kommen. Da treffen sich die Expertinnen und Experten im deutschsprachigen Raum, die sich mit Safety befassen. Durch Corona hat sich einiges verändert – Dinge, für die man früher gereist ist, erledigt man heute meist über Video-Meetings. Da bietet eine Veranstaltung in so einem besonderen Ambiente wie dem Kaisersaal in Erfurt einen wunderschönen Rahmen, um sich zu begegnen.

Außerdem haben wir ein sehr spannendes Programm. Die Beiträge entstehen in einem längeren Auswahlprozess. Er ist darauf ausgerichtet, sowohl inhaltlich als auch personell, ein interessantes, breites Spektrum abzudecken.

Innovationen begleiten, von Innovationen profitieren

DKE: Wenn wir in die Themen einsteigen: Künstliche Intelligenz, Internet of Things oder Energiewirtschaft auf Wasserstoffbasis finden sich in der Einladung. Wir erleben eine innovationsgetriebene Zeit. Was heißt das für die Sicherheitstechnik?

Schiller: Natürlich beeinflussen uns solche Trends, denn die Anwendungen, die daraus resultieren, müssen technisch sicher sein. Wir schauen uns die Entwicklungen aber auch von der anderen Seite her an und prüfen, wie wir im Bereich Safety davon profitieren können. Unser Thema ist für den Anwender doch immer mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. Wenn Innovationen dazu beitragen, dass sich der gleiche Grad an Sicherheit mit weniger Aufwand erreichen lässt, dann ist sehr viel gewonnen – das ist unsere Motivation.

Insofern ist es wichtig, dass wir uns mit den neuen Themen auseinandersetzen. Künstliche Intelligenz zum Beispiel ist ein Bereich, der brodelt, und den wir kontinuierlich auf dem Schirm haben. Bemerkenswert ist auch, dass manches modern und neu klingt, aber gar nicht ist. Wenn ich softwarebasierte Steuerungen sehe – Coded Processing gibt es schon sehr lange. Es wird immer wieder neu diskutiert, und wir haben dieses Jahr auch wieder einen Beitrag zu diesem Thema.

DKE: Hört sich nach einer Menge Diskussionspotenzial an, oder?

Schiller: Das ist richtig. Wir haben nicht nur Vorträge und moderierte Diskussionen in Erfurt, sondern auch darüber hinaus viel Raum zum Austausch. Bei einigen Themen bin ich mir allerdings sicher, dass die verfügbare Zeit nicht ausreicht, um alle Fragen zu klären.


DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025

DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025

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DKE Tagung Funktionale Sicherheit: 13.05.2025 bis 14.05.2025 in Erfurt

Neue Technologien und Lösungen erobern die Welt – aber wie kann funktionale Sicherheit dabei Schritt halten? Eine berechtigte Frage, die wir diskutieren wollen und müssen! Und wo wäre das besser möglich als in Erfurt? Die "Erfurter Tage" haben sich mittlerweile als fester Begriff und Branchentreff etabliert. Alle zwei Jahren kommen Expertinnen und Experten im Kaisersaal zusammen und tauschen sich aus. Seien auch Sie dabei und freuen Sie sich auf zwei intensive Konferenztage!

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Dauerbrenner, eine bedeutende Masterarbeit und vielfältige Applikationen

DKE: Wenn Sie auf das diesjährige Programm Ihrer Tagung blicken: Was sind aus Ihrer Sicht die heißesten Themen?

Schiller: Das ist schwer zu beantworten. Linux in funktionalen, sicheren Systemen ist zum Beispiel ein wichtiges Thema, das immer wieder auf der Agenda steht. Auch die Kombination von Safety und Security scheint immer wieder auf, dieses Jahr mit einem Vortrag von Endress + Hauser. Das ist übrigens Ergebnis einer Masterarbeit, was auch jüngere Menschen motivieren kann teilzunehmen. Wir möchten unbedingt zeigen, wenn in solchen Arbeiten inhaltlich Bedeutendes geleistet wird.

MTP und Safety MTP, also Module Type Packaging, dreht sich um Ansätze aus der Prozesstechnik. Das stand bislang weniger im Fokus, weshalb ich mich sehr freue, dass Professor Leonhard Urbas von der TU Dresden das Thema dieses Jahr aufgreift. Und die Applikationen sind auch sehr spannend, zum Beispiel Landtechnik, Elektrolyse oder Batteriemanagement mit Blick auf E-Mobilität.

Insofern fällt es mir schwer, absolute Highlights zu nennen. Das hängt immer vom eigenen Schwerpunkt und davon, welche Impulse man sich aus anderen Bereichen holen möchte. Für mich persönlich ist es lohnend, wenn ich über so eine Veranstaltung auf Ansätze stoße, die in meinem Alltag nicht vorkommen, sich aber vielleicht übertragen lassen.

Mitten rein in die Diskussion

DKE: In der Einladung zur Tagung sprechen Sie von der „Gemeinde der Sicherheitsexperten“, in der es Konsens gibt und unterschiedliche Ansichten. Wie offen ist denn diese Gemeinde für neue Mitglieder?

Schiller: Sehr offen. Das Publikum in Erfurt ist breit gefächert, da ist die akademische Welt genauso vertreten wie Expertinnen und Experten aus der Industrie, die tief in den Anwendungen stecken. Die Leute kommen aus allen Bereichen und haben verschiedene Hintergründe, was die Tagung so gewinnbringend macht. Daher haben alle, die am Thema Safety arbeiten, fachliche und persönliche Anknüpfungspunkte. Vortragende werden ebenso angesprochen wie jemand, der eine Frage gestellt hat, und schon ist man mitten in der Diskussion. Das ist eine offene, fröhliche Gesellschaft, die sich immer über neue Gesichter freut.

Die jüngere Generation begeistern und Impulse nutzen

DKE: Und wie interessieren Sie gezielt Young Professionals für Safety und die Erfurter Tage?

Schiller: Darüber machen wir uns natürlich Gedanken, denn Safety ist zunächst ein trocken und theoretisch anmutendes Thema. Meine Erfahrung zeigt aber, dass jemand, der sich einmal damit auseinandergesetzt hat, nicht mehr davon loskommt. Es ist zukunftsweisend und wird überall gebraucht. 
In Erfurt ist dieses Jahr die Masterarbeit von Endress + Hauser ein guter Anknüpfungspunkt für die jüngere Generation, denn man sieht, was junge Expertinnen und Experten leisten. Ansonsten gibt es an der Hochschule Ruhr West in Mülheim an der Ruhr einen ganzen Studiengang zum Thema Safety, und in der DKE haben wir eine Gruppe, die sich mit dem Thema Safety in der Ausbildung befasst.

Noch ein Gedanke, weil Sie die Normung angesprochen haben: Ja, die spielen bei uns eine Rolle, aber auch die Normenarbeit kann unglaublich interessant sein. Man trifft sich und tauscht sich intensiv aus, oft verhandelt man bis in einzelne Formulierungen. Da steht unheimlich viel Fachwissen dahinter. Die Einstiegshürde mag für junge Leute hoch sein, aber man ist sehr schnell Teil der Community und wird um Rat gebeten. Wenn jemand neue Ideen hat, wird das ernst genommen und nicht einfach abgelehnt. Normen bieten heute ja auch viel mehr Spielraum als früher.

DKE: Inwiefern?

Schiller: Man hat ein Set an Anforderungen, für das man auch neue Lösungen finden kann. Man muss dann zwar den Nachweis erbringen, dass die Anforderungen erfüllt werden, aber man muss dafür nicht bereits existierende Lösungen verwenden. Normen schränken die Kreativität also nicht ein. Vor rund zwanzig Jahren war das noch anders, da hat man Rezepte vorgegeben, nicht Anforderungen definiert.

DKE: Zusammenfasst: Sie möchten Young Professionals Mut machen und Hemmschwellen abbauen. Die Next Generation DKE hat beispielsweise drei Tickets verlost, auch ein schöner Anreiz.

Schiller: Unbedingt. Einfach kommen und eintauchen, man ist ganz schnell mittendrin.


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Eine zauberhafte Abendveranstaltung und das schöne Erfurt

DKE: Wir haben gehört, dass es viele spannende Themen gibt in Erfurt. Was erwartet die Teilnehmenden über Key Notes und Vorträge hinaus?

Schiller: Es gibt eine sehr schöne Abendveranstaltung im Kaisersaal, mit Zauberer und anderen Überraschungen, da möchte ich nicht zu viel verraten. Dort ist viel Raum, um sich miteinander auszutauschen und zu vernetzen. Da wir eine zweitägige Veranstaltung sind, können wir neben den Pausen tagsüber und dem Event am Abend nicht sehr viel mehr Rahmenprogramm bieten, aber wer vorher anreist, kann sich natürlich das schöne Erfurt anschauen.

Neuronale Netze werden für Diskussionsstoff sorgen

DKE: Was erhoffen Sie sich persönlich dieses Jahr von der Veranstaltung?

Schiller: Ich möchte zu Applikationen, mit denen ich wenig zu tun habe, mehr Einblick gewinnen, zum Beispiel in die Landtechnik. Wie werden dort die Dinge gelöst?

Manchmal gibt es auch Vorträge, die aufzeigen, dass man interessante Ansätze noch nicht verallgemeinern kann. Das hilft ebenfalls weiter und zeigt, wo andere stehen. Professor Alfred Gerlach hat zum Beispiel neuronale Netze genutzt, um eine sicherheitskritische Anlage durchzumodellieren. In Erfurt wird er zeigen, welch großer Aufwand dahinter steckt und dass das nicht uneingeschränkt überall nutzbar ist. Ich selbst kenne das Thema zwar schon, weil wir im direkten Austausch stehen, aber ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen aus dem Publikum.

Ab nach Erfurt

DKE: Möchten Sie zum Schluss noch eine Einladung an Interessentinnen und Interessenten loswerden?

Schiller: Sehr gerne. Liebe Safety-Leute, liebe Safety-Interessierte, es lohnt sich, nach Erfurt zu kommen. Die Themen sind interessant, die Menschen sind interessant, der Veranstaltungsort ist interessant. Ich freue mich, viele wiederzusehen, viele Neue zu begrüßen und lebhafte Diskussionen zu führen. Auch wenn man noch nicht so viel weiß von unseren Themen, in Erfurt erfährt man sehr viel.

DKE: Vielen Dank.


Wir bedanken uns für dieses Interview bei

Portraitfoto Prof. Dr. Frank Schiller

Prof. Dr. Frank Schiller

Wissenschaftlicher Leiter Functional Safety, Beckhoff Automation GmbH & Co. KG

Tagungsleiter der DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025 in Erfurt

Portraitfoto Prof. Dr. Frank Schiller

Wissenschaftlicher Leiter Functional Safety, Beckhoff Automation GmbH & Co. KG

Tagungsleiter der DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025 in Erfurt

DKE Tagung Funktionale Sicherheit 2025: Keynotes, Fachdiskussionen, Community

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