Schifffahrt verursacht hohe Mengen an Luftschadstoffen
Etwa 90 Prozent des Welthandels erfolgt auf dem Seeweg [IMO 1]. Entsprechend zahlreich ist die Welthandelsflotte: rund 11.700 Schüttgut-Frachter, 15.600 Tankschiffe für Öl, Gas und Chemikalien, 5.200 Container-Schiffe sowie weitere 15.000 Transportschiffe zählt die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) in ihrem Bericht auf [IMO 2]. Allein die Flotte der aktiven Container-Schiffe transportierte im Jahr 2020 ein Frachtvolumen von über 147 Millionen Standard-Frachtcontainern (TEU, engl. Twenty-foot Equivalent Unit) [Statista 1], trotz der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Auch rund 600 Kreuzfahrtschiffe und 2.500 Yachten werden im Bericht erwähnt [IMO 2].
Mit einer jährlichen Emission von gut 1 Milliarde Tonnen CO2 ist der weltweite Schiffsverkehr für rund 2,9 Prozent des anthropogenen CO2-Ausstoßes verantwortlich [IMO 2] und liegt diesbezüglich fast gleichauf mit dem Luftverkehr (3,0 Prozent) [Statista 2]. Die IMO hat daher 2018 eine Resolution verabschiedet, wonach die Kohlenstoffintensität der Schifffahrt, d. h. die CO2-Emission in Relation zur Transportleistung, gesenkt werden soll: bis 2030 soll sie noch höchstens 60 Prozent und bis 2050 noch höchstens 30 Prozent des Referenzwertes von 2008 betragen. Außerdem sollen die jährlichen Gesamt-Treibhausgas-Emissionen bis 2050 auf mindestens 50 Prozent des Referenzwert von 2008 gesenkt werden [IMO 3].
Die Reduktion der CO2-Emission ist dabei nicht die einzige Herausforderung für die Schifffahrt. Tatsächlich ist die Kohlenstoffintensität dieser Transportart niedriger als beispielsweise die des Landverkehrs – die Emission anderer Schadstoffe ist in der Schifffahrt dagegen proportional höher [UBA 1]. Bei der Verbrennung von Schweröl, dem mit Abstand wichtigsten Treibstoff für die Schifffahrt mit einer Nachfrage von rund 220 Millionen Tonnen pro Jahr, entstehen erhebliche Mengen an Luftschadstoffen [IMO 2]. Die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs kam 2021 zu dem Ergebnis, dass 24 Prozent der Stickoxid (NOx)-Emissionen, 24 Prozent der Schwefeloxid (SOx)-Emissionen und 9 Prozent der Feinstaub-Emission aller EU-Mitgliedsländer zusammen im Jahr 2018 auf den Schiffsverkehr zurückzuführen waren. Gleichzeitig leben etwa 40 Prozent der EU-Bevölkerung innerhalb von 50 km Entfernung zum Meer und sind daher von Schiffsabgasen besonders betroffen [EMSA 1]. Insbesondere in Hafengebieten sind die Abgase von Schiffen eine ernste Gefahr für Gesundheit und Umwelt [UBA 1].