Sowohl Patrick Beks als auch Elisa Lai sind überzeugt, dass die Norm, deren erster kommentierter Entwurf voraussichtlich Ende 2023 verteilt wird, für viele weitere Komitees innerhalb der IEC relevant sein wird. „Das Konzept des schwachen Netzes ist neu und trifft im Grunde auf jedes Elektrogerät zu, das in einem Entwicklungsland genutzt wird. Es handelt sich hierbei um einen übergreifenden Begriff, das heißt, diese neue Norm kann horizontale Auswirkungen für die IEC haben”, merkt Patrick Beks an.
Elisa Lai fügt hinzu: „Die Frage der Spannungsqualität in Entwicklungsländern wird in den bestehenden Normen im Allgemeinen übersehen. Es ist wichtig, hervorzuheben, dass das Risiko von Spannungsspitzen im ländlichen Raum große Probleme mit Blick auf die Performance von Kühlgeräten verursachen kann, einschließlich der Gefahr eines Brandes, was zu finanziellen Verlusten für Kunden in ländlichen Gebieten führt und sogar lebensgefährlich sein kann. Es ist an der Zeit, dass wir damit beginnen, die Probleme hinsichtlich der Spannungsqualität zu definieren und Wege aufzeigen, wie die Produktqualität unter diesen Bedingungen exakt bewertet werden kann.“
Die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen innerhalb der IEC ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Die Arbeitsgruppe berät sich mit zahlreichen weiteren Experten innerhalb von IEC SC 59M, dem für die Erarbeitung von Normen für Kühlgeräte zuständigen Unterkomitee. „Unsere Norm basiert in weiten Teilen auf der Expertise, die sich in den Normen der Normenreihe IEC 62552 findet, die allgemeine Anforderungen an Haushaltskühlgeräte festlegt. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden“, bestätigt Beks.
IEC SC 59M hat zudem eine Kooperation mit dem technischen Komitee IEC/TC 82 aufgebaut, das Normen für PV-Energiesysteme erstellt, insbesondere die von Leon Drotsché geleitete gemeinsame Arbeitsgruppe, die sich mit netzunabhängigen Anlagen beschäftigt, die erneuerbare Energien nutzen, einschließlich dem Zugang zu Elektrizität, der Elektrifizierung ländlicher Gebiete und Hybridanlagen.
Unter der Leitung von Drotsché hat IEC/TC 82 die technischen Spezifikationen IEC 62257 veröffentlicht, die Empfehlungen für kleine erneuerbare Energien nutzende Hybridanlagen zur Elektrifizierung des ländlichen Raums enthalten. Die Normenreihe wurde von der Weltbank und der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) anerkannt, die 2013 ein Abkommen mit der IEC unterzeichnet haben. Die Vereinbarung legt fest, dass Entwicklungsländer diese wichtigen technischen Dokumente zu einem deutlich niedrigeren Preis beziehen können, was dabei hilft, abgelegene und benachteiligte Gebiete mit elektrischer Energie zu versorgen.
Durch ihre Zusammenarbeit helfen verschiedene IEC-Expertinnen und -Experten dabei, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem sie einige der Zielsetzungen des UN-Ziels für nachhaltige Entwicklung SDG 2 erreichen, das darauf abzielt, den Hunger auf der Welt zu beenden.