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12.05.2021 Kurzinformation

Erfolgreicher Projektabschluss DiTraNo

Das Projekt „DiTraNo – Die digitale Transformation der Normung“ wurde nach 15 Monaten erfolgreich abgeschlossen und die Ergebnisse in einem Online-Workshop der Öffentlichkeit am 29.04.2021 vorgestellt.

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Damian Czarny
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Mit dem vom BMWi im Rahmen des Programms „WIPANO“ (Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen) geförderten Projekt hat das DiTraNo-Team einen bedeutsamen Beitrag zur technischen Realisierung Digitaler Normen geleistet, indem es weitergehende Lösungsansätze zur strukturierten Erschließung, der semantischen Anreicherung und der standarisierten Bereitstellung anwendungsrelevanter und selektiv zusammenstellbarer Norminhalte entwickelte und erprobte.

Die Umsetzung der Vision von Digitalen Normen bzw. von SMART Standards ist eines der vorrangigsten strategischen Ziele der DKE (DKE Digitalstragie) und anderer Normungsorganisationen (DIN, ISO, IEC, CEN und CENELEC) weltweit. Mit dem DiTraNo-Projekt bestätigt die DKE als Projektinitiator und Konsortialführer diesen strategischen Anspruch für die DKE sowie die Vorreiterrolle Deutschlands bei der Digitalisierung der Normung und Normen.
Um diese Vorreiterrolle Deutschlands zukünftig weiter auszubauen, koordinieren DKE und DIN seit 2020 ihre Aktivitäten zum Thema in der gemeinsamen Initiative Digitale Standards (IDiS) – der nationalen Community von DKE und DIN zur Digitalen Norm.

Projektdaten

Laufzeit

Projektvolumen:

Personalaufwand:

Konsortialführer:

Projektkonsortium:         

Projektpartner:

Projektträger:

Förderrichtlinie:

Fördermittelgeber:

Projekthomepage:

01.01.2020 – 31.03.2021

543.688 €

34 Personenmonate (PM)

DKE

DKE, ICMS, Fraunhofer IAIS

Qualicen, plusmeta, Empolis

Jülich (PtJ)

WIPANO

BMWi

www.dke.de/ditrano

Was wurde erreicht?

Mithilfe von User Stories zur Digitalen Norm konnten relevante Anwendungsfälle und die dafür benötigten Metadaten identifiziert werden. Um die Metadaten mit den Norminhalten zu verbinden (semantische Auszeichnung) wurde ein Klassifikationssystem mit mehr als 300 Eigenschaften entwickelt sowie um Verfahrensbeschreibungen und Best Practices ergänzt. Die semantische Auszeichnung wurde im Projekt sowohl manuell als auch automatisiert durchgeführt. Für die manuelle Auszeichnung und Überprüfung der automatisch erstellten Auszeichnungen wurde ein
Auszeichnungs-Tool auf Basis des Inception-Frameworks der TU-Darmstadt entwickelt.

Steigen Sie tiefer ein!

Mit dem Auszeichnungs-Tool können bestimmte Textpassagen aus Normen mit vorher definierten Metadaten des Klassifikationssystems verknüpft werden. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Identifizierung von Anforderungen in Verbindung mit der Ermittlung der Verbindlichkeit der jeweiligen Anforderung (muss, kann, sollte, darf). Die Auszeichnung der Metadaten kann dabei auf den unterschiedlichen Informationsebenen Dokument, Kapitel, Absatz und Satz erfolgen.

Die automatische Auszeichnung unterstützt dabei den manuellen Auszeichnungsprozess indem es mittels Textanalyse-Methoden Auszeichnungsvorschläge sowohl für die Metadaten-Zuweisung als auch für die Anforderungserkennung generiert. Hierzu wurde das Inception-Framework um ein Meta-Recommender-Konzept erweitert. Das Meta-Recommender-Konzept definiert, wie die entwickelnden Algorithmen und Verfahren zur automatischen Auszeichnung ihre Eingabe- und Ausgabedaten mit dem Auszeichnungs-Tool austauschen können. Die Recommender selbst sind für die automatische Auszeichnung zuständig, wobei unterschiedliche Recommender für unterschiedliche Aufgaben umgesetzt wurden. So wurde beispielsweise ein Recommender entwickelt, der mittels regelbasierter Analysemethoden und unter Verwendung verschiedener NLP (natural language processing)-Methoden die Anforderungserkennung vornahm. Ein anderer Recommender konzentrierte sich hingegen auf die Metadatenauszeichnung auf Kapitel und Absatzebene, indem vorher trainierte ML (machine learning)-Modelle auf Wort-Ebene eingesetzt wurden. Letzt genannte ML-Modelle wurden auch zur Ermittlung unbekannter Klassifikationswerte (Entity Extraction) im Projekt genutzt.

Damit die im Projekt ermittelten Auszeichnungen (Annotationen) anderen Systemen und Organisationen zugänglich gemacht werden können, wurde ein metadatenbasiertes Austauschformat für Norminhalte auf Basis von iiRDS entwickelt und beispielhaft umgesetzt. Hierzu wurden die Klassifikationswerte von DiTraNo auf bereits bestehende Metadaten von iiRDS gemappt, neue projektspezifische Metadaten standardkonform modelliert sowie eine Erweiterung des Standards hinsichtlich „Actions and Activities“ erarbeitet und ins iiRDS-Commitee als Vorschlag eingereicht. Ebenfalls wurde die VDE SPEC 90016: „Anforderungen an ein metadaten-basiertes Austauschformat für Norminhalte“ erarbeitet, welche die allgemeinen Anforderungen an solch ein Austauschformat definiert und Grundkonzepte als gemeinsame Basis einführt.

Zur Verifikation und Veranschaulichung der Projektergebnisse wurde das Content Delivery Portal (CDP) i-viewscontent im Projekt eingesetzt. Das System bietet eine webbasierte Oberfläche für die Präsentation und das inhaltliche Erschließen umfangreicher Informationen und Dokumente. Ziel des Demonstrators war es, die angereicherten Norminhalte mittels der DiTraNo-spezifischen iiRDS-Erweiterung ins CDP-System zu importieren und die zu Projektanfang ermittelten User Stories auf ihre Umsetzbarkeit zu überprüfen.

Insgesamt wurden über 3000 Annotationen für 13 Normen im Projekt erstellt, überprüft und zu Demonstrationszwecken verwendet. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere manuelle und auch automatische Auszeichnungen diskutiert aber nicht weiter im Projekt berücksichtigt. Für das Austauschformat wurden ca. 200 Metadaten in iiRDS modelliert. Im Demonstrator konnten 13 von 16 der definierten User Stories erfolgreich umgesetzt werden, wobei allerdings die verbleibenden 3 User Stores von Anfang an als „optional“ bewertet wurden.

Die hier erwähnten Ergebnisse werden aktuell für den Abschlussbericht (Fertigstellung September 2021) zusammengestellt und überarbeitet. Sobald diese in einer veröffentlichungsfähigen Form vorliegen, werden Teile daraus auf dieser Website zum Download angeboten.

Der Workshop

In einem dreistündigen Online-Workshop am 29.04.2021 wurden die Ergebnisse des Projekts einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Insgesamt waren bis zu 75 Personen gleichzeitig im Workshop anwesend. Der Teilnehmerkreis setze sich dabei aus Industrievertretern unterschiedlichster Bereiche und Branchen, Vertretern der Wissenschaft sowie aus Normungs- und Prüfexperten zusammen.

Neben einer Reihe von Präsentationen (siehe Agenda des Workshops) der Projektteilnehmer zu den Ergebnissen des Projektes wurden nach jedem Abschnitt Fragen zum Projekt beantwortet sowie bestimmte Aspekte des Projektes zur Diskussion gestellt. Neben einer Reihe von projektspezifischen Fragen und Anmerkungen wurden auch immer wieder generelle Aspekte der Digitalisierung der Normung und Normen angerissen und angeregt diskutiert. Das waren z. B.

  • die Lizensierungsmöglichkeiten granularer Norminhalte,
  • die Rolle der internationalen Standardisierungsorganisationen (ISO, IEC, CEN und CENELEC) bei der Entwicklung digitaler Normen oder
  • die Übertragung der Ergebnisse von DiTraNo auf andere Bereiche, wie beispielsweise die Normerstellung oder die Terminologiearbeit.

Begleitend zur Diskussion wurden einige Blitzumfragen zu den jeweiligen Abschnitten durchgeführt (siehe Umfrageergebnisse weiter unten).

Die große Beteiligung, die vielen und vor allem guten Fragen und Anmerkungen sowie die Umfrageergebnisse sind für uns ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig und aktuell das Thema Digitale Norm ist und dass hier ein erheblicher Diskussions- und Austauschbedarf existiert!

An dieser Stelle wollen wir uns nochmal ganz herzlich bei allen Workshop-Teilnehmern für die Teilnahme am Workshop bedanken und laden alle ganz herzlich ein, die spannenden Diskussionen in IDiS – der Community von DKE und DIN – zur Digitalen Nom fortzusetzen.

Umfragen

Am Ende eines jeden Themenblocks im Workshop wurde jeweils eine Kurzumfrage bestehend aus zwei bis drei Fragen durchgeführt. Zu jeder Frage gab es zwei bis fünf vorgegebene Antwortmöglichkeiten, aus denen jeder Workshop-Teilnehmer anonym wählen konnte. Die Kurzumfragen dienten einerseits zur Anregung der Diskussion und andererseits dazu, mehr über die Meinung und den aktuellen Kenntnisstand der Workshop-Teilnehmer in Erfahrung zu bringen.

Zusammenfassend haben die Umfrageergebnisse und Diskussionsbeiträge vor allem zwei Erkenntnisse geliefert: Die Teilnehmer (92 %) sind davon überzeugt, dass Digitale Normen einen konkreten Nutzen für die eigene Arbeit bzw. für das eigene Unternehmen haben und DiTraNo setzt auf die richtigen Konzepte und Technologien zur Realisierung der Digitalen Norm!

Die Digitale Norm im Zentrum der Digitalisierung der Normung und Normen

Als Einstieg in den Workshop wurde das übergeordnete Thema der Digitalisierung der Normung und Normen, die Rolle der Digitalen Norm sowie die Zielstellung des DiTraNo-Projektes behandelt. Dazu wollten wir von den Workshopteilnehmern wissen, wie bekannt das Thema ist und welche Bedeutung sie diesem aktuell beimessen.

Fazit: Die meisten Workshop-Teilnehmer haben zwar bereits von Digitalen Normen oder SMART Standards gehört (67 %), jedoch bisher keine Veranstaltung dazu besucht (60 %). Das Potential bzw. der eigene Nutzen von Digitalen Normen wird erfreulicherweise von fast der ganzen Teilnehmerschaft gesehen (95 %).

Klassifikation und automatische Erkennung von Norminhalten

In DiTraNo wurde ein Klassifikationssystem und Auszeichnungsverfahren zur Identifikation relevanter Informationen in Normen entwickelt, welches darüber hinaus auch zum Training von automatischen Klassifikationsverfahren eingesetzt wurde. In diesem Zusammenhang wollten wir von den Workshop-Teilnehmern wissen, auf welcher Granularitätsstufe diese Auszeichnungen durchzuführen sind (Wort, Satz usw.) und welche Kategorien von Informationen am relevantesten erscheinen.

Fazit: Die Umfrageteilnehmer bestätigen den von DiTraNo gewählten Fokus auf Anforderungen als wichtigste Informationseinheit in Normen sowie auf die Auszeichnung auf der Satz- und Absatzebene. Die anderen Informationseinheiten und Auszeichungsebenen werden allerdings als zumindest nicht ganz unwichtig angesehen.

Ein metadatenbasiertes Austauschformat für Norminhalte

Ein auf dem iiRDS-Standard basierendes Austauschformat für Norminhalte wurde vorgestellt, welches vor allem auf den Einsatz von semantischen Metadaten setzt. Wir haben unsere Workshop-Teilnehmer gefragt, wie bekannt der iiRDS-Standard aus dem Bereich der Technischen Dokumentation ist und welchen Stellenwert semantische Metadaten im eigenen Arbeitsumfeld haben.

Fazit: Für rund die Hälfte der Workshop-Teilnehmer ist der iiRDS-Standard ein Begriff und sogar 70 % der Teilnehmer arbeiten oder wollen zukünftig semantische Metadaten verwenden. Die Verbindung von iiRDS, semantischen Metadaten und Norminhalten wurde auch von den Teilnehmern in der Umfrage und Diskussion als der richtige nächste Schritt angesehen.

Content-Delivery-Portale für Normen

Zur Veranschaulichung der Projektergebnisse wurde ein i-views Demonstrator im Projekt entwickelt und im Workshop live präsentiert. Bei i-views handelt es sich um ein beispielhaftes Content-Delivery-Portal (CDP), dass modulare Informationen verwaltet und erweiterte Funktionen zur Suche, Vernetzung und Ausspielung anbietet. Von unseren Workshop-Teilnehmern wollten wir wissen, ob sie bereits mit CDP-Systemen gearbeitet haben oder der Einsatz solcher Systeme geplant ist.

Fazit: Zwar haben 36 % der Teilnehmer noch nicht mit einem CDP gearbeitet, nach dem Workshop waren sich aber beeindruckende 92 % der Teilnehmer sicher: CDP und Digitale Normen gehören zusammen und bestätigen somit die Ergebnisse und Erkenntnisse von DiTraNo.

Ausblick für die Digitalisierung der Normung und Normen

Zum Abschluss des Workshops haben wir erneut nach der Meinung zur Digitalen Norm sowie nach den Treibern der Digitalen Norm gefragt.

Fazit: Am Ende des Workshops waren sich die Teilnehmer einig: Digitale Normen haben einen Nutzen für die eigene Arbeit bzw. für das eigene Unternehmen. Im Vergleich zur ersten Umfrage nahm der Anteil der Überzeugten von 76 % auf beeindruckende 92 % zu! Ebenfalls sehen die Teilnehmer die Realisierung der digitalen Norm als interdisziplinäre Aufgabe an, mit der sich 69 % der Teilnehmer in Zukunft noch stärker auseinandersetzen möchten.

Ausblick

Die hier erwähnten Ergebnisse werden aktuell für den Abschlussbericht (Fertigstellung September 2021) zusammengestellt und überarbeitet. Die Veröffentlichung der VDE SPEC 90016: „Anforderungen an ein metadaten-basiertes Austauschformat für Norminhalte“ wird für Q2 2021 angestrebt. Eine englische Version der VDE SPEC ist ebenfalls geplant sowie ein Artikel in den DIN-Mitteilungen (September-Ausgabe).

Die Projektergebnisse werden auch nach Projektende durch die DKE mit interessierten Kreisen geteilt und fortgeführt. Hier sind in erster Linie das „Project 2: Standards of the Future“ von CEN und CENELEC, die IEC SG 12 – Digital Transformation and System Approach, das NISO STS Standing Committee sowie das tekom: iiRDS Consortium zu nennen.

Ein konkretes Nachfolgeprojekt zu DiTraNo ist vorerst nicht geplant, allerdings werden einige der kommenden Piloten der IDiS AG2 Gruppe auf den Ergebnissen von DiTraNo aufbauen und diese entsprechend fortführen. Generell sind DKE und DIN bestrebt, ihre Ergebnisse zu Digitalen Normen bzw. SMART Standards zusammenzuführen und diese gemeinschaftlich in IDiS und den internationalen Arbeitsgruppen weiterzuentwickeln.


IDiS – die Netzwerkgruppe

Die Digitale Norm ist unsere Vision!

Vernetzung und Bereitstellung von Informationen sind die Kernpunkte der Digitalisierung in der Normung. In der Initiative Digitale Standards (IDiS) arbeiten DIN und DKE gemeinsam mit einer interdisziplinären Netzwerkgruppe an Lösungen für die Digitale Transformation.

Werden Sie Teil des Netzwerkes und arbeiten Sie mit, wenn es darum geht, das gemeinsame Verständnis von digitaler Transformation zu erarbeiten und den Weg für die Digitale Norm zu ebnen.

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