e-Tech: Können Sie ein paar konkrete Beispiele dafür geben, wie sich Normen in der Elektrotechnologie unterschiedlich auf Männer und Frauen auswirken?
Bird: Die Bewertung der geschlechtsspezifischen Auswirkungen wird für alle elektrotechnischen Normen, die Interaktionen mit Menschen beinhalten, nachdrücklich empfohlen. Es gibt verschiedene Beispiele dafür, wie Normen das Geschlecht beim Normenentwicklungsprozess berücksichtigt bzw. nicht berücksichtigt haben. Das Bewusstsein für geschlechtergerechte Normen wächst in der technischen Community und wir werden diese Beispiele weiter sammeln und teilen.
Nehmen wir einmal IEC TS 62996 und IEC TS 62997 als Beispiele. Bei der Erarbeitung hat das Komitee industrielle Elektrowärmeanlagen und Anlagen für elektromagnetische Bearbeitungsprozesse und die Interaktion zwischen externen Einflüssen wie magnetischen Felden und Strömen im menschlichen Körper mittels Computersimulation und anderer Verfahren untersucht. Das Technische Komitee untersuchte die Interaktion zwischen Mensch und Technologie und es ist notwendig, sich bei der Untersuchung, wie Ströme den menschlichen Körper beeinflussen, geschlechtsspezifische Unterschiede anzusehen.
Ein weiteres Beispiel ist die erste Ausgabe von IEC 62209-3, die ein neues Messverfahren für die Beurteilung der spezifischen Absorptionsrate (SAR) bei der Exposition von Personen gegenüber hochfrequenten Feldern von schnurlosen Kommunikationsgeräten festlegt. Sie enthält Spezifikationen für schnelle SAR-Messsysteme, die eine Vektorsondenanordnung nutzen. Dieses System bestimmt das dreidimensionale EM-Feld, indem es einen dreidimensionalen Rekonstruktionsalgorithmus in einem Phantom nutzt, einer Art Testpuppe bzw. physisches Modell des menschlichen Körpers. IEC/TC 106 (DKE/K 764) veröffentlicht die Norm und verwendet weibliche und männliche Dummies für die Tests.