Was bedeutet Normung? Die Normung ist ein Prozess, bei dem materielle und immaterielle Gegenstände zum Nutzen der Allgemeinheit im Konsens vereinheitlicht werden. Das bedeutet, dass alle am Thema interessierten Kreise planmäßig und gemeinschaftlich am Prozess mitwirken, die Öffentlichkeit einbezogen wird (vgl. DIN 820-3:2014-06, 3.1.3.1.) und folglich eine möglichst hohe Akzeptanz der Ergebnisse vorliegt.
Grundlagen der Normung
Normung und Standardisierung Definition und Unterschied
Normung und Standardisierung wird häufig im gleichen Kontext verwendet. Es gibt jedoch einen klaren Unterschied zwischen den Definitionen beider Prozesse und Begriffe, die es zu kennen und zu berücksichtigen gilt:
10 Grundsätze der Normung
Kurz und knapp – Normen einfach erklärt
Was sind Normen?
Eine Norm ist per Definition ein Dokument, das Regeln für Produkte, Verfahren, Technologien oder Dienstleistungen festlegt und festhält.
Eine Norm ist im Normalfall nicht verbindlich, sie steht zur freiwilligen Anwendung zur Verfügung, sofern ihre Anwendung nicht durch Gesetze oder Verträge vorgeschrieben ist. Sie dient mit ihren vorgegeben Regeln als Wegweiser und bei juristischen Entscheidungen als anerkannter Sachverstand. Ein Synonym wie „Leitsatz" oder „Handlungsempfehlung" beschreibt daher ebenfalls sehr gut, was eine Norm ist und welche Eigenschaften sie besitzt.
Für Normen gibt es viele Beispiele, da sie für viele Bereiche von verschiedenen Organisationen erarbeitet werden. Um nur eines der Beispiele zu nennen, gibt es DIN VDE Normen. Für diese sind wir – die DKE – als ein Normenausschuss des DIN und Bestandteil des VDE zuständig. Wir erarbeiten im Namen des VDE Vorschriften und Richtlinien für die Bereiche Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. Diese werden am Ende als VDE Normen gekennzeichnet und veröffentlicht.
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Warum sind Normen wichtig?
Die Ziele von Normen sind es, Sicherheit, Austauschbarkeit und Kompatibilität zur Steigerung von Effizienz und Produktivität mit einer hohen Akzeptanz zu erzeugen. Das macht sie so wichtig. Normen und auch Standards fördern durch deren flächendeckende Erarbeitung und Anwendung die Zusammenarbeit auf dem Markt. Sie vereinheitlichen Prozesse, verbessern die Kommunikation durch klare Vorgaben und Strukturen und bauen so Handelshemmnisse ab. Normen erreichen an dieser Stelle wirtschaftliche Ziele wie die Erleichterung und Beschleunigung des Warenverkehrs. Auch für die Allgemeinheit sind Normen wichtig, da sie Geräte und Systeme sicher, qualitativ hochwertig und kompatibel machen, was die Nutzerfreundlichkeit und Kundenzufriedenheit erhöht.
Der Zweck der Normung wird außerdem in sämtlichen anderen Bereichen deutlich: Sowohl für Umwelt, Wissenschaft und Staat ist sie notwendig und wichtig für grundlegende Ziele.
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Wichtige Grundlagen
Wo gibt es Infos zu Normungsvorhaben und -projekten?
Damit der Normungsprozess im Interesse aller funktioniert, ist die Öffentlichkeit über die Aufnahme neuer Normungsarbeiten, die Überarbeitung bestehender Normen, die Ablehnung von Normungsanträgen und die Einstellung von Norm-Projekten zu informieren. Dies geschieht auf unserer eigenen Homepage, über etz – elektrotechnik & automation und bei DIN über den DIN Anzeiger für technische Regeln. Sie können sich jederzeit informieren.
Warum werden Normen harmonisiert?
Um die Frage, warum Normen harmonisiert werden, zu beantworten, gilt es zunächst zu beachten, dass es in diesem Fall zwei Bereiche gibt, die begrifflich zwar ähnlich, hinsichtlich ihrer Aufgaben und ihres Zwecks jedoch zu unterscheiden sind. So gibt es zum einen die „Harmonisierung von Normen" und zum anderen „harmonisierte Normen".
Was bedeutet Harmonisierung von Normen und warum gibt es sie?
Es besteht die Übernahmeverpflichtung von europäischen Normen als nationale Normen, mit der gleichzeitig die Zurückziehung widersprüchlicher, nationaler Normen einhergeht. Bei diesem Prozess wird von Harmonisierung gesprochen. Die Übernahme der europäischen Normen als nationale Norm muss in allen 34 europäischen Mitgliedsländern von CENELEC erfolgen, wobei die tatsächliche Anwendung der Normen freiwillig bleibt. Ziel ist es, die Einheitlichkeit hinsichtlich der Normen in Europa zu erhöhen, um den europäischen Binnenmarkt zu stärken und nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen.
Was sind harmonisierte Normen und warum gibt es sie?
Für die Erreichung grundsätzlicher Schutzziele von Geräten, Systemen o. Ä., werden europäische Normen festgelegt, die hierfür die notwendigen Maßnahmen und Rahmenbedingungen technisch beschreiben.
Wird eine solche Norm nun durch die Europäische Union im Amtsblatt (Official Journal) gelistet und veröffentlicht, erhält sie den Status einer harmonisierten Norm.
Die Listung im Amtsblatt und der hiermit einhergehende Stand als harmonisierte Norm führen zur sogenannten Vermutungswirkung, durch die Anwender der gelisteten Norm davon ausgehen können, dass sie technisch einwandfrei handeln. Im Umkehrschluss führt der Verweis auf harmonisierte Normen auch zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei Verbrauchern. Der Vorteil für Normenanwender/Hersteller liegt außerdem beispielsweise im Produkthaftungsprozess. Werden harmonisierte Normen angewendet und somit alle notwendigen, geprüften Regelungen und Bedingungen erfüllt, wird der Hersteller, sollte es dennoch zu Unfällen bei der Nutzung eines Gerätes bzw. Produktes kommen, hinsichtlich des Verschuldens entlastet.
Wer erarbeitet Normen?
Grundlegend erarbeitet ein Expertenkreis aus möglichst allen interessierten Bereichen Normen und Standards gemeinsam. Man spricht an dieser Stelle auch von einem „Gremium". Unsere technischen Experten kommen aus den Bereichen Verbraucher, Dienstleister, Wissenschaft oder staatliche Organisation. Innerhalb ihrer Gremien erarbeiten sie Normen und Standards und berücksichtigen dabei im Dialog sämtliche Anliegen und Einwände, um alle Interessen einzubeziehen. Ein Gremium entwickelt Normen auf Grundlage des praxisnahen Wissens der beteiligten Experten. Sie bringen ihre Erfahrungen und ihr Know-How aus ihren jeweiligen Branchen in die Normungsarbeit ein. Auf diese Weise erarbeitet das Gremium möglichst aktuelle und von allen mitgetragene Ergebnisse. Der Expertenkreis legt Normen im Konsens fest und stellt diese Ergebnisse der Öffentlichkeit als Entwurf vor. Das gemeinsame Ziel ist es, konsensbasierte, allgemein anerkannte, marktorientierte, technisch aktuelle Regeln und Leitlinien zu erarbeiten, die letzten Endes der zuständige Ausschuss veröffentlicht.
Jedermann kann Normen und Standards beantragen. Experten entwickeln in ihren Gremien zu diesen Anträgen Norm-Entwürfe in einem mehrstufigen Verfahren auf demokratische Weise, um sie dann endgültig zu verabschieden.
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Wie entstehen Normen?
Um Normen als Ganzes zu verstehen, ist es wiederum notwendig, zu erfahren, wie sie entstehen und wie der Prozess der Normung funktioniert. Normen entstehen grundsätzlich in einem mehrstufigen Verfahren auf demokratische Weise und unter Einbeziehung aller betroffenen Kreise im Konsens. Vom Antrag bis zur Verabschiedung der Norm ist es zu bestimmten Zeitpunkten möglich, Einspruch gegen die geplante neue Regel einzulegen. Ein öffentliches Einspruchsverfahren mit fest vorgeschriebenen Fristen entscheidet zu Beginn, ob einem Norm-Antrag stattgegeben wird, sodass am Ende des Prozesses eine allgemein „anerkannte Regel der Technik“ (Paragraph 49, Energiewirtschaftsgesetz) stehen wird.
Je nach Art und Trägerorganisation weist der Normungsprozess zwar gewisse Unterschiede auf, in allen Varianten werden jedoch wesentliche Grundzüge deutlich. Diese lassen sich in vier konkrete Schritte unterteilen, anhand derer grob dargestellt werden kann, wie Normung funktioniert:
- Normungsantrag/–idee einreichen
- Erarbeitung eines Norm-Entwurfs
- Öffentliche Stellungnahme zum Norm-Entwurf
- Bei allgemeiner Zustimmung: Entstehen der fertigen Norm zum Erwerb
Jeder, der ein Interesse daran hat, kann sich an der Normung beteiligen und einen Normungsantrag für eine neue Norm einreichen. Anträge auf neue nationale, europäische oder internationale Normungsarbeiten oder die Überarbeitung bestehender Normen können Sie bei uns, beim DIN oder — sofern bekannt — beim zuständigen Normenausschuss stellen.
In den Gremien wird über neu erarbeitete Normen beziehungsweise Entwürfe mehrmals abgestimmt, bis Fachzeitschriften im letzten Schritt den Norm-Entwurf veröffentlichen. Ab diesem Zeitpunkt hat jeder Bürger das Recht, innerhalb einer vorgegebenen Frist einzusprechen. Gibt es Einwände von Personen, muss das Gremium ihnen die Möglichkeit geben, ihre Kritik vorzutragen.
Bis zur Veröffentlichung einer Norm vergeht manchmal viel Zeit. Für besonders dynamische Zukunftsmärkte wie die Elektromobilität und die Informations- und Telekommunikationstechnologie (IKT) bieten wir deshalb Veröffentlichungsformen, in denen Normen innerhalb einer kurzen Zeitspanne entstehen und der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie werden Spezifikationen genannt und nach definierten Regeln erarbeitet. Zu ihnen zählen Leitfäden und VDE Anwendungsregeln. Sie genügen den hohen Ansprüchen des VDE Vorschriftenwerkes und ermöglichen einen deutlich schnelleren Veröffentlichungsprozess.
Mehr Informationen zum Entstehen von Normen finden Sie unter
VDE Schriftenreihe Band 107: Wie funktioniert Normung?
Die Anwendung von elektrotechnischen Normen oder Standards ist heute in vielen Bereichen Tagesgeschäft. Doch nur wenig bekannt ist, welche Organisationen sich dahinter verbergen und wie solche Dokumente erstellt, erarbeitet und veröffentlicht werden.
Dieses Buch beschreibt die Normenorganisationen, die im Bereich der elektrotechnischen Normung tätig sind und wie sie zusammenarbeiten. Es beschreibt, wie der Normerstellungsprozess abläuft und zeigt Möglichkeiten zur Mitarbeit auf. Zudem gibt der Autor einen ersten Einblick in die Zusammenhänge zwischen Normen, Gesetzen und EU-Richtlinien.
Weiterführende Grundlagen
FAQ zu Normen und Standards
Wir geben Antworten auf wichtige Fragen rund um Normen und Standards und zeigen Ihnen, was Sie schon immer über Normung und Standardisierung wissen sollten.
Buchempfehlung: Normung und Standardisierung
Grundlagen
Der aktualisierte Beuth Praxis-Band Normung und Standardisierung ist ein bewährtes Nachschlagewerk zu Normung und Standardisierung. Es bietet Ihnen Informationen zur nationalen, internationalen und auch innerbetrieblichen Normung und zeigt auf, wie sich sowohl Normung und Standardisierung als auch Innovation gegenseitig ergänzen und Sie und Ihr Unternehmen zum Erfolg führen. Als Unternehmer, aber vor allem auch als Mitarbeiter erhalten Sie zum einen wichtiges Normungswissen für Produktentwicklung und -vermarktung und zum anderen weiterführende Informationen zur Normung und Standardisierung und relevanten Normungsorganisationen.
Das Buch ist bereits in einer zweiten, aktualisierten Auflage erhältlich und hält sie hiermit auf dem aktuellsten Stand der Normung und ihrer Grundlagen.