Glasfaser Rohrverband beim Breitbandausbau
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08.05.2020 Fachinformation

Zusätzliche Fachkräfte & Innovative Verfahren!

Die im Koalitionsvertrag beschlossenen Ziele zur Breitbandversorgung in Deutschland können praktisch kaum noch erreicht werden. Es mangelt nicht nur an Tiefbauunternehmen, sondern auch an qualifizierten Fachkräften und innovativen Ausbautechniken. Wesentliches Ziel ist es, einheitliche Aus- und Weiterbildungsstandards für Fachkräfte im Glasfaserausbau zu schaffen. Darüber hinaus soll ein Norm-Entwurf für Trenching-Verfahren erarbeitet werden.

Dieser Artikel ist Bestandteil unserer Artikelserie „Breitbandausbau in Deutschland“.

Kapazitätsengpässe bei Tiefbauunternehmen und Fachkräften

Geht es nach den Zielen im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung, sollen bis zum Jahr 2025

  • der ländliche Raum an die Breitbandversorgung angeschlossen sein und
  • jeder Haushalt über einen Zugang zu schnellem Internet verfügen.
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Thomas Sentko
Zuständiges Gremium

Schon heute ist absehbar, dass die angestrebten Ziele kaum erreicht werden können. Begrenzt wird der Ausbau der Breitbandversorgung derzeit durch Kapazitätsgrenzen – zum einen durch die geringe Anzahl an Tiefbauunternehmen und zum anderen durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften sowie Verzögerungen oder Stopp bei Planung und Bau der Netze durch mangelnde Kenntnis, Kapazität und Ausstattung der Genehmigungsbehörden.

Vor allem dann, wenn Glasfaserkabel und -röhrchen verlegt werden sollen, ohne diese beim Bauverfahren zu beschädigen, macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Einfache Einweisungen für Personal werden für einen Großteil der handwerklichen Arbeiten beim Breitbandausbau als ausreichend erachtet. Ein weiteres Problem – insbesondere bei kleineren Betrieben – betrifft die Schwierigkeiten bei der Finanzierung von geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen sowie die hierfür notwendige Freistellung des Fachpersonals. Weiterhin gilt es, eine Vielzahl von VDE-Anwendungsregeln sowie Regeln seitens des Rohrleitungsbauverand e.V. zu beachten.

Neue, innovative Verlegearten bieten die Möglichkeit, den Breitbandausbau zu beschleunigen. Die Standardisierung von Trenching-Verfahren bildet den Einstieg in eine Reihe neuer Ausbautechniken.


Prüfung und Zertifizierung von Kabeln und Leitungen im VDE Institut nach internationalen Standards
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Kabel und Leitungen: Prüfung und Zertifizierung im VDE Institut

Kabel und Leitungen sind in der Elektrotechnik-Branche von zentraler Bedeutung für die Stromverteilung und Energienutzung. Aufgrund ihrer bedeutenden Funktion muss besonders auf die Sicherheit geachtet werden.

Das VDE Institut bietet umfangreiche Dienstleistungen rund um Kabel und Leitungen für die Energie-, Signal- und Datenübertragung an und leistet damit einen Beitrag zu mehr Sicherheit und Qualität.

Dienstleistungen für Kabel und Leitungen beim VDE Institut

Qualifizierte Fachkräfte bedeuten mehr Qualität im Breitbandnetz

Glasfaserkabel Bündel vor Blau
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Die schon existierenden Regeln müssen angepasst werden – das Normungswissen über Mikrorohre und Glasfaser muss demnach Bestandteil dieser Regeln sein. Gleiches gilt für Ausbildungsberufe im Tiefbau: „Wie behandle ich Glasfaserkabel?“ ist eine zentrale Fragestellung, die für die spätere Ausübung der Tätigkeit von großer Bedeutung ist und der wesentlich mehr Beachtung bei der Vermittlung von Lerninhalten geschenkt werden muss.

VDE ITG in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und dem Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv) haben die Initiative „Gremienverbund Breitband“ gegründet, um die Entwicklung eines einheitlichen Weiterbildungskonzeptes für Fachkräfte im Glasfaserausbau zu orchestrieren.

Die Erarbeitung von Qualifikationsleitlinien entsprechender Kompetenzprofile für Fachkräfte im Glasfaserausbau findet in der Initiative „Gremienverbund Breitbandausbau“ der ITG im VDE statt. Die Initiative wird getragen von VDE, DKE, rbv und ZVEH. Die folgenden Leitlinien sind zur Zeit in Arbeit:

  • IGVB-PKT_T – Projektkommission Test
    Prüfordnung und Organisation von Prüfungen und Fragenmanagement
  • IGVB-LL – Leitlinie Leitungstiefbau
    Entwicklung einer Leitlinie für die Qualifikation von Fachkräften für den Leitungstiefbau
  • IGVB-LP – Leitlinie Planung
    Entwicklung einer Leitlinie für die Qualifikation von Fachkräften für die Glasfaser-Netzplanung der Netzebene 3
  • IGVB-LGA – Leitlinie Ausbau von Glasfasernetzen
    Entwicklung einer Leitlinie für die Qualifikation von Fachkräften für die Montage von Glasfaserprodukten der Netzebene 3
  • IGVB-LGI – Leitlinie Glasfaserinstallationstechnik Netzebene 4 und 5
    Entwicklung von Leitlinien für die Qualifikation von Fachkräften für die Montage von Glasfaserprodukten der Netzebenen 4 & 5

Die Arbeit wird von einem Beirat begleitet, dem verantwortliche Führungskräfte der an den Leitlinien beteiligten Marktvertreter angehören. Die konstruktive Mitarbeit in diesen Gruppen, steht allen Interessierten im Markt frei.

Elektriker und Elektromonteure mit abgeschlossener Ausbildung und Arbeitserfahrung müssen wissen, wie sie mit der Glasfasertechnik umzugehen haben:

  • Welche Planungsanforderungen stellt der Glasfaserausbau?
  • Was sind die Grundlagen der optischen Übertragungstechnik?
  • Was musss bei der Verlegung, Montage und dem Betrieb beachtet werden?
  • Welche Anforderungen an den Leitungstiefbau bestehen über die klassischen Techniken hinaus?

Die neu gegründete Initiative „Gremienverbund Breitband“ vereint Weiterbildungsanbieter, Telekommunikationsanbieter, Trainer und Fachverbände der Telekommunikationsbranche.

In Projektkommissionen werden VDE Leitlinien erarbeitet, die eine Harmonisierung der Weiterbildungsaktivitäten im deutschen Markt bewirken können. Erster Erfolg hierbei ist die Publikation der VDE Leitlinie 0800-200 „Leitlinien und Qualifizierungsmuster Breitband – Überblick und Weiterbildungs-Leitlinie für das Basismodul Glasfasertechnik“. Weitere Leitlinien befinden sich in Arbeit, Ihre Mitarbeit wird gerne angenommen.


Logo Initiative Glasfaserausbau

Fachkraft werden. Glasfasernetze bauen. Ans Netz gehen. Fachkräfte weiterbilden.

Glasfasernetze sind Voraussetzung für die Digitalisierung und eine gute Mobilfunkabdeckung. Deutschland benötigt dringend gut ausgebildete und kompetente Fachkräfte im Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen.

Die Initiative „Fachkräfte für den Glasfaserausbau“ hat das Ziel, diesen Mangel zu beseitigen.

Mehr erfahren

Trenching-Verfahren: einfach, schnell und kostengünstig

Es besteht ein hoher Bedarf an hochgeschwindigkeitsfähigen Infrastrukturen für die Digitalisierung der Gesellschaft. Durch die derzeitige Corona-Situation zeigt sich aktuell, wie stark insbesondere Schulen, Universitäten und Arbeitsplätze (Home-Office) im kommunalen und privaten Bereich von diesen Infrastrukturen abhängig sind. Dadurch entsteht in den kommenden Monaten und Jahren Deutschland ein erhöhter Bedarf an der schnellen und kosteneffektiven Verlegung von Glasfaserkabel- und Leerrohrinfrastrukturen.

Die Verortung im Bereich von Straßen und Wegen (exklusive Bundesautobahnen und autobahnähnlich ausgebauten Bundesfernstraßen) ist stark in den Fokus der Telekommunikationsgesellschaften und der Politik auf Bundes- und Landesebene sowie kommunaler Ebene gerückt. Bereits erschlossene Verkehrswege sollen aus nationalem Interesse für die Nutzung als Telekommunikationsinfrastrukturträger erschlossen werden. Die bisher übliche Verlegung im klassischen Tiefbau ist bewährte Technik, jedoch meist mit hohem Aufwand und langen Bauzeiten verbunden.

Trenching-Verfahren bieten neben einem geringeren Aufwand und kürzeren Bauzeiten darüber hinaus die Möglichkeit, neue und auch ländliche Areale einfacher zur erschließen. Durch die Bevölkerung werden solche minimalinvasiven, schnellen und nachhaltigen Bauverfahren nachgefragt, denn sie sollen die Eingriffe in den Straßenverkehr wesentlich verringern, den Baufortschritt beschleunigen, die Gesamtkosten reduzieren und auf diese Weise die Akzeptanz des Breitbandausbaus insgesamt durch die Bevölkerung erhöhen.

Das DIN hat den Normungsantrag zu Trenching-Verfahren angenommen und einen neuen Normungsausschuss gegründet. Die konstituierende Sitzung findet im September 2020 statt.

Gelbe Kunststoffrohrleitung zum Schutz von Glasfaserkabeln und unterirdisch

Was sind sogenannte „Trenching-Verfahren“?

Es gibt verschiedene Arten, Glasfaserkabel in den Boden einzubringen: Schlitze werden in Bürgersteige, Straßen, Ackerflächen etc. eingefräst, Kabel verlegt und die Schlitze wieder verschlossen. Damit die Straße keinen Schaden nimmt, muss ein entsprechendes Qualitätsniveau eingehalten werden.

Gelbe Kunststoffrohrleitung zum Schutz von Glasfaserkabeln und unterirdisch

Es gibt verschiedene Arten, Glasfaserkabel in den Boden einzubringen: Schlitze werden in Bürgersteige, Straßen, Ackerflächen etc. eingefräst, Kabel verlegt und die Schlitze wieder verschlossen. Damit die Straße keinen Schaden nimmt, muss ein entsprechendes Qualitätsniveau eingehalten werden.

Trenching-Verfahren (Stufenschnitt-Verfahren) sind „minimal invasive Verfahren“. Hierzu gehören beispielsweise:

  • Nano-Trenching
  • Micro-Trenching
  • Mini-Trenching
  • Macro-Trenching
  • H-Trenching

Die unterschiedlichen Trenching-Verfahren unterscheiden sich im Hinblick auf die Schlitzbreite und Schlitztiefe, haben aber auch eines gemeinsam: Sie verfügen über keinen gemeinsamen Standard – jedoch basiert die gesamte Verkehrsinfrastruktur in Deutschland auf einheitlichen Standards. Und weil kein einheitlicher Standard existiert, werden die schnelleren und kostengünstigeren Trenching-Verfahren häufig abgelehnt und nicht für die Verlegung von Glasfaserkabeln eingesetzt.

Die Probleme für den Unterhalt der Straße und den unter der Straßendecke liegenden Infrastrukturen, die durch das Trenching in geringer Tiefe entstehen (ca. 10 bis 40 cm), dürfen auch bei der Standardisierung nicht vernachlässigt werden.

Auf Initiative des BMVI bereiten Experten aus DIN und DKE einen Norm-Entwurf für Trenching-Verfahren vor – die Arbeit hierzu erfolgt im GAK 412.0.1.


Artikelserie: Breitbandausbau in Deutschland

Ortsschild Glasfaser Kupfer
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Förderung der digitalen Infrastruktur durch einheitliche Standards

Glasfaserkabel machen bis dato nur einen sehr geringen Anteil am gesamten Breitbandnetz aus.

Neue Kommunikationstechnologien nutzen hohe Bandbreiten aus, um Daten zu übertragen – mit den bisher verwendeten Kupferkabeln ist das aber praktisch kaum möglich.

In der DKE arbeiten zahlreiche Experten gemeinsam an Lösungen für die Herausforderungen des Breitbandausbaus.

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