Obwohl Halogene viele Vorteile bieten, bergen sie auch Risiken:
1. Freisetzung giftiger Gase
Halogenverbindungen setzen korrosive und giftige Gase frei, wenn sie von Feuer entzündet werden. Das erhöht die Gefahren bei einem Unfall für Menschen und Geräte und erschwert außerdem die Entsorgung.
Die Emission korrosiver Gase durch Halogene führte zum Beispiel im Mai 1988 zu den verheerenden Schäden bei der größten Katastrophe der Telekommunikationsgeschichte im Hinsdale Central Office in den USA. Bei einem Brand schädigte der Rauch durch Säurekorrosion auch Teile der Telefonzentrale, die vom Feuer eigentlich verschont wurden. Die brennende Elektronik emittierte zudem giftige Dämpfe, die von den Feuerwehrleuten eingeatmet wurden.
Toxische Dämpfe, die aufgrund brennender Halogenverbindungen freigesetzt werden, spielten auch eine folgenschwere Rolle beim Brand in einer U-Bahn-Station im südkoreanischen Daegu im Jahr 2003. Wegen des giftigen, schwarzen Rauchs konnten die Feuerwehrleute über mehrere Stunden nicht in den U-Bahn-Schacht steigen, während dort noch Opfer auf Rettung warteten.
2. Vermutlich krebserregend und hormonaktiv
Die Aufnahme von Halogenverbindungen kann sich negativ auf die Gesundheit von Organismen auswirken. Einige halogenierte Stoffe sind so problematisch, dass sie in der EU verboten oder reglementiert sind. Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden bereits 1986 durch die Stockholmer Konvention verboten, da sie die Eigenschaft haben, sich in der Umwelt und im Fettgewebe des menschlichen Körpers anzureichern (Bioakkumulation) und im Verdacht stehen, hormonelle Auswirkungen zu haben sowie krebserregend zu sein.
3. In der Natur schwer abbaubar
Verschiedene Halogene und deren Verbindungen belasten die Umwelt langfristig durch ihre hohe biologische Beständigkeit.
Da PCB in der Vergangenheit in großen Mengen produziert wurden und schwer abbaubar sind, können sie noch immer überall in der Umwelt nachgewiesen werden. Forschende haben selbst bei Tiefseekrebsen im Mariannengraben PCB und PBDE (Polybromierter Diphenylether) nachweisen können.
Per- und polychlorierte Alkylverbindungen (PFAS) gelten bei ähnlicher Problematik sogar als noch persistenter als PCB. Ein aktuelles REACH-Beschränkungsverfahren zielt darauf ab, diese Stoffgruppen überall, wo es möglich ist, zu ersetzen, zum Beispiel in Imprägnier- und Waschmitteln.
PFAS wie PCB in allen Bereichen zu verbieten ist jedoch nicht realistisch. So können beispielweise bei medizinischen Geräten PFAS-haltige Bauteile nur schwierig ersetzt werden; ein Ersatz ihrer einzigartigen Beständigkeit, Biokompatibilität sowie thermischer, elektrischer und chemischer Stabilität ist nur schwierig bis unmöglich zu finden.