Blitz schlaegt über einem Feld ein
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08.11.2022 Fachinformation

Blitzschutznormen für die Sicherheit von Mensch, Tier und Technik – DIN EN 62305 in der Übersicht

Blitze können gleichermaßen beängstigend und faszinierend sein. Damit es durch ein Gewitter weder zu Personen- noch zu Sachschäden kommt, liefern Blitzschutznormen wesentliche Anforderungen.

Die wohl wichtigste und bekannteste Normenreihe ist DIN EN 62305 (VDE 0185-305). Beschrieben werden darin allgemeine Grundsätze, das Risiko-Management, der Schutz von baulichen Anlagen und Personen sowie elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen.

Ergänzt wird die Normenreihe durch Beiblätter, die zusätzliche Informationen zur Anwendung des jeweiligen Normteils geben.

Seit Urzeiten wissen die Menschen: Der Blitz ist tödlich. Der Blitzeinschlag in ein Gebäude verursacht einen Brand.

1760 erfand der spätere US-Präsident Benjamin Franklin den Blitzableiter. Die erste Blitzschutzanlage hierzulande entstand 1785 in Oberbayern. Es dauerte aber über 100 Jahre, bis der Elektrotechnische Verein in Berlin (ETV) den Unterausschuss zur Untersuchung der Blitzgefahr gegründete.

Seither hat sich der Blitzschutz in Deutschland ständig weiterentwickelt. Heute engagiert sich der VDE Ausschuss Blitzschutz + Blitzforschung (VDE ABB) für die Weiterentwicklung der Blitzschutznormen in Deutschland und auf internationaler Ebene.

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Henriette Boos
VDE ABB
Zuständiges Gremium
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Entwicklung der Blitzschutznormen in Deutschland

Im Jahr 1886 veröffentlichte der Unterausschuss des ETV, der bis heute im VDE ABB fortbesteht, „Die Blitzgefahr No. 1 – Mitteilungen und Ratschläge“.

Forscher und Praktiker sammelten und dokumentierten darin das zur damaligen Zeit verfügbare Wissen über „Blitzableiter“ – wie sie geplant, dimensioniert und an Gebäuden anzubringen waren. Die Publikation kann als erste Blitzschutznorm in Deutschland bezeichnet werden. Allerdings waren damals – so gilt es bis heute – Blitzschutzsysteme für einfache Wohngebäude bis zu 20 Metern Höhe nicht gesetzlich vorgeschrieben. Lediglich für „Sonderbauten“, wie Kirch- und Fabriktürme, Mühlen und öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, wurde damals schon eine Blitzschutzanlage vorgeschrieben.

Es folgten acht weitere Blitzschutz-Publikationen, die der VDE ABB erarbeitete. 1958 übernahm der VDE erstmals in den „Bestimmungen für das Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannungen unter 1000 V“ (VDE 0100/11.58) einen Hinweis auf die „Richtlinien des ABB“. 1978 veröffentlichte der VDE neue und zusammengefasste Bestimmungen, die dann 1982 als überarbeitete Fassung in eine Norm der DKE als „Blitzschutzanlage“ (VDE Richtlinie), DIN 57185 und VDE 0185/11.82, aufgenommen wurden. Teil 1 behandelte „Allgemeines für das Errichten“ und Teil 2 „Errichten besonderer Anlagen“.


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Begriffe im Blitzschutz – in verständlicher Sprache erklärt

Beim Blitzschutz gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffe, die in der Normung verwendet werden. Eine Übersichtsseite soll helfen, diese Begriffe zu verstehen – von Ableitungen über die Fangentladung und den Potentialausgleich bis hin zum Überspannungsschutz.

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Internationale Blitzschutznormen mit hohem VDE ABB-Engagement

Komponenten ein Blitzschutzsystems

Komponenten ein Blitzschutzsystems

| DKE

Auf europäischer und internationaler Ebene begann die Arbeit an Blitzschutznormen Anfang der 1980er Jahre. Die bisherige nationale Normung wurde in die IEC überführt. Vertreter des VDE ABB engagierten sich seitdem bei der Erarbeitung internationaler Normen und Standards für die Blitzschutznormung im IEC/TC 81 (DKE/K 251). Den Vorsitz übernahm der damalige Vorsitzende des VDE ABB.

IEC/TC 81 definierte Bedrohungsszenarien und legte Blitzstromparameter fest, aus denen das Gremium erstmals Schutzklassen und einzelne Schutzmaßnahmen ableitete. Für deutsche Blitzschutznormen war dies eine Neuerung, basierten diese doch mehr auf Empirie und abgeleiteten Anweisungen ohne eine physikalische Fundierung.

Außerdem entschied IEC/TC 81, dass eine Blitzschutzanlage nicht mehr nur aus der Fangeinrichtung, der Ableitungseinrichtung (Blitzableiter) und der Erdungsanlage, der sogenannte „äußere Blitzschutz“, bestehen sollte, sondern auch mit einem Blitzschutz-Potentialausgleich und der Vermeidung gefährlicher Näherungen als Überschlagsschutz, als „innerer Blitzschutz“ zusammengefasst, zu versehen sei. Dabei wurde zudem der Begriff des Blitzschutzsystems, also äußerer und innerer Blitzschutz zusammen, geboren.

Aufgrund dieser Vorarbeiten und dem wissenschaftlichen Input der Vertreter von VDE ABB zog der deutsche Normungsrat die DIN VDE 0185-1 und -2:1982-11 sowie die DIN VDE 0185-103:1997-09 für Deutschland zurück und veröffentlichte neue Vornormen. Diese beinhalteten bereits den damaligen Stand der Technik und waren inhaltlich an der künftigen internationalen Blitzschutz-Normenreihe IEC 62305 ausgerichtet.

Im Jahr 2006 entstanden daraus dann im Zuge der internationalen Harmonisierung die VDE 0185-305-1 bis VDE 0185-305-4.

Alte und neue Blitzschutznormen: Welche Gültigkeit besteht?

Grundsätzlich ist ein Blitzschutzsystem für viele Gebäudetypen, wie beispielsweise Wohngebäude unter 20 Metern Höhe, gesetzlich nicht vorgeschrieben, wird aber empfohlen und ist vermutlich bei vielen älteren Gebäuden vorhanden. In diesem Fall sind für das Gebäude immer die Blitzschutzmaßnahmen relevant, die zum Zeitpunkt der Errichtung galten.

Wenn ein Gebäude ein Blitzschutzsystem erhalten hat, für das es keine gesetzliche Forderung gab, besteht prinzipiell keine Verpflichtung zur regelmäßigen Überprüfung durch eine Blitzschutz-Fachkraft. Aber auch diesen Blitzschutz-TÜV empfiehlt der VDE allen Immobilienbesitzern:

  • Eine Sichtprüfung sollte alle zwei Jahre stattfinden.
  • Eine Detailuntersuchung jeder einzelnen Blitzschutzanlagenkomponente sollte alle vier Jahre stattfinden.

Sie wird von Fachleuten, wie zum Beispiel von VDE geprüften Blitzschutz-Fachkräften, durchgeführt. Prüfer orientieren sich hierbei an der damals gültigen ABB-Richtlinie, VDE 0185-XXX oder bei Gebäuden, die später als 2006 errichtet wurden, an der DIN EN IEC 62305 beziehungsweise an der inhaltsgleichen VDE 0185-305-1 bis VDE 0185-305-4. Im Fokus der Prüfung stehen zwei Fragen:

  1. Findet der Blitz mehrere „gute“, durchgängige Wege vom Dach bis in die Erde?
  2. Befinden sich in der Nähe dieser Wege Leitungen oder Rohre aus Metall, zu denen es einen Überschlag geben könnte?

Damit ein Blitz auch sicher abgeleitet werden kann, darf an keiner Stelle ein Leitungsbruch, zum Beispiel wegen Korrosion oder Vandalismus, bestehen. Nur bei ausreichenden Abständen zu den Leitungen des Blitzschutzes verbleibt der Blitz im System. Vor allem der Schutz vor Überschlag des Blitzes sinkt in der Praxis oft durch nachträglich errichtete Satellitenempfangsanlagen oder Leuchten in der Nähe des Blitzschutzsystems. So entstehen häufig Sicherheitslücken durch nachgerüstete Technik im Gebäude. Bei älteren Anlagen gibt die Blitzschutz-Fachkraft immer auch Tipps für ein „Update“ des Blitzschutzsystems, mit dem für ältere Gebäude das heute gültige und hohe Schutzniveau hergestellt werden kann.


Blitze im Nachthimmel
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Seminarkalender für fachliche Weiterbildungen

Der Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung im VDE (VDE ABB) bietet als Kooperationspartner eine Vielzahl an Seminaren zu Blitzschutz, Überspannungsschutz oder Elektromagnetische Verträglichkeit an. Hierzu gehören z. B. Grundseminare für Blitz- und Überspannungsschutz, Blitzschutz-Aufbauseminare für Anlagen mit explosionsgefährdeten Bereichen und Seminare für Blitzschutz-Risikoanalysen.

Mit einer abschlißenden Prüfung können die Kenntnisse in einigen Seminaren dokumentiert werden.

Zum Seminarkalender

Aufbau der Blitzschutz-Normenreihe DIN EN 62305

Norm DIN EN 62305

Norm DIN EN 62305

| DKE

Die aktuellen Blitzschutznormen sind eine Übersetzung der international harmonisierten Normenreihe IEC 62305. Diese wurde in Europa übernommen und in Deutschland 2011 beziehungsweise 2013 als DIN EN 62305 (VDE 0185-305) veröffentlicht.

Die Normreihe gliedert sich in vier Teile und wird durch acht Beiblätter ergänzt. Die Beiblätter liefern zusätzliche Informationen für Deutschland, erstellt durch das zuständige Gremium DKE/K 251.

  • DIN EN 62305 (VDE 0185-305-1): Allgemeine Grundsätze
  • DIN EN 62305 (VDE 0185-305-2): Risiko-Management
  • DIN EN 62305 (VDE 0185-305-3): Schutz von baulichen Anlagen und Personen
  • DIN EN 62305 (VDE 0185-305-4): Elektrische und elektronische Systeme in baulichen Anlagen

Was ist eigentlich ein Beiblatt zur Norm?

Ein Beiblatt gibt zusätzliche Informationen zur Anwendung einer Norm. Diese zusätzlichen Informationen sind allerdings kein Norminhalt, sondern sind typischerweise Auswahlreihen oder Anwendungsbeispiele.

Ein Beiblatt zur Norm enthält demnach keine zusätzlichen normativen Anforderungen.

Teil 1: Allgemeine Grundsätze – DIN EN 62305-1 (VDE 185-305-1)

VDE 0185-305-1 betrachtet die Gefährdung durch den Blitz und welche Schäden durch einen Blitzeinschlag entstehen können.

Darüber hinaus beschreibt der erste Teil der Normenreihe die Notwendigkeit von Blitzschutzsystemen und ergänzende Schutzmaßnahmen, zum Beispiel den Überspannungsschutz der Gebäudeelektrik. VDE 0185-305-1 vermittelt außerdem einen Überblick über die gesamte Normenreihe zum Blitzschutz sowie die Schutzprinzipien, die den folgenden drei Teilen zugrunde liegen.

Teil 2: Risiko-Management – DIN EN 62305-2 (VDE 0185-305-2)

Jedes Gebäude hat ein individuelles Risikoprofil, wo, ob und wie heftig es von einem Blitzeinschlag betroffen sein kann.

VDE 0185-305-2 beschreibt deshalb eine Risikoanalyse. Mit einer Risikoanalyse kann ein Bauherr, unabhängig von in Deutschland gültigen gesetzlichen oder behördlichen Vorgaben, die Notwendigkeit des Blitzschutzes ermitteln und die technisch und wirtschaftlich optimalen Schutzmaßnahmen auswählen, die in den Errichtungsnormen VDE 0185-305-3 und VDE 0185-305-4 ausführlich beschrieben sind.

Aus der Risikoabschätzung für eine bauliche Anlage ergibt sich auch die Eingruppierung in eine der vier Blitzschutzklassen.

  • Blitzschutzklasse 1 beschreibt die höchste Anforderung an Blitzschutzsysteme. Sie wird unter anderem bei Gebäuden mit explosionsgefährdeten Bereichen verwendet.
  • Blitzschutzklasse 2 berücksichtigt, dass manche Gebäude ein höheres Schutzniveau mit Blick auf die Blitzgefährdung fordern, beispielsweise wenn Anlagen mit brennbaren Gasen vorhanden sind. Für diese Blitzschutzklasse ist ein Blitzschutzsystem zwingend vorgeschrieben sowie die regelmäßige Prüfung und Wartung durch geschulte Blitzschutz-Fachkräfte.
  • Blitzschutzklasse 3 bezieht sich auf Gebäude mit normalem Brandrisiko. Es gelten Empfehlungen zur Errichtung eines Blitzschutzsystems mit einem äußeren und inneren Blitzschutz sowie die Sichtprüfung alle zwei Jahre und die Detailprüfung alle vier Jahre durch Fachleute.
  • Blitzschutzklasse 4 ist die niedrigste Blitzschutzklasse und wird in Deutschland nicht verwendet.

Das zuständige Normungsgremium DKE/K 251 hat zudem einen Hinweis zur Norm VDE 0185-305-2 veröffentlicht, in dem es Stellung zum Verhältnis der Risikoanalyse nach VDE 0185-305-2 und dem Baurecht bezieht.

Beiblatt 1: Landkarte für die Blitzgefährdung in Deutschland

Beiblatt 1 zur VDE 0185-305-2 enthält Einschätzungen über die Blitzgefahren in den verschiedenen Landstrichen in Deutschland.

Es bietet darüber hinaus eine kartographische Darstellung für die Kfz-Kennzeichengebiete in Deutschland mit farblicher Zuordnung der sogenannten „Erdblitzdichte“. Diese gibt an, wie viele Blitze im Mittel der letzten Jahre pro Quadratkilometer und Jahr auf der Erde niedergegangen sind.

Aktuelle Informationen zum Blitzgeschehen in Deutschland stellt der Blitz Informationsdienst von Siemens (BLIDS) bereit.

Webseite: https://www.blibis.de/

Beiblatt 2: Berechnungshilfe zur Abschätzung des Schadensrisikos

Für die Kalkulation des Risikos und zur Durchführung einer Risikoanalyse sind zahlreiche Parameter in Gleichungen mathematisch zu verbinden. Ohne eine geeignete Software sind diese Berechnungen aufwändig.

Dafür hat das zuständige Normungsgremium DKE/K 251 mit dem Beiblatt 2 zu VDE 0185-305-2 eine umfassende Software als Hilfe zur Durchführung der Berechnungen auf der Basis einer EXCEL-Tabellenkalkulation veröffentlicht.

Beiblatt 3: Zusätzliche Informationen

Mit dem Beiblatt 3 VDE 0185-305-2 erhalten Planer von Blitzschutzsystemen zusätzliche Informationen und Parameterwerte für ihre Risikoberechnung, um den baulichen, technischen und administrativen Gegebenheiten und Besonderheiten im Risiko-Management besser zu entsprechen.


Blitzeinschlag über Feld
Bastian Haaf

Normungsgremium DKE/K 251 Blitzschutzsysteme und Blitzschutzbauteile

Das Gremium spiegelt  auf nationaler Ebene die Arbeit von IEC/TC 81 und CENELEC/TC 81X. Es ist zuständig für die Ausarbeitung von Errichtungsbestimmungen für Blitzschutzsysteme von baulichen Anlagen und die dazugehörige Normung von Bauteilen.

Zudem werden die dynamischen Entwicklungen in verschiedenen Bereichen (z. B. Energiespeicher, Elektromobilität) beobachtet und begleitet, um die Unterstützung anderer Komitees sicherzustellen.

Zum Expertengremium DKE/K 251

Teil 3: Schutz von baulichen Anlagen und Personen – DIN EN 62305-3 (VDE 0185-305-3)

Nach den beiden ersten allgemeinen Teilen folgt mit VDE 0185-305-3 die technische Konkretisierung.

Der dritte Teil der Normenreihe umfasst den Schutz gegen physikalische Schäden und vor Verletzungen von Menschen und Tieren durch Berührungs- und Schrittspannungen in einer baulichen Anlage und im näheren Umkreis.

VDE 0185-305-3 beschreibt detailliert, wie die Fangeinrichtung, die Ableitungseinrichtung und die Erdungsanlage ausgeführt werden sollen und wie diese zusammen als äußerer Blitzschutz wirken. Als innerer Blitzschutz werden alle Maßnahmen beschrieben, die einen Blitzüberschlag auf andere bauliche Einrichtungen oder Menschen verhindern.

Zum inneren Blitzschutz gehören der Potentialausgleich und der Trennungsabstand zwischen den Bauteilen eines äußeren Blitzschutzsystems und anderen elektrisch leitenden Elementen wie Stromkabeln, Rohrleitungen aus Metall sowie Kabel für Telekommunikation innerhalb eines Gebäudes.

Beiblatt 1: Zusätzliche Informationen

Beiblatt 1 zu VDE 0185-305-3 enthält ergänzende Informationen sowie Bilddarstellungen, die die Umsetzung und die Zielerreichung von Teil 3 der Normenreihe zu erleichtern. Das Beiblatt berücksichtigt zudem neue Erkenntnisse aus der Praxis des Blitzschutzes.

Auf diese Weise fördert dieses Beiblatt zu VDE 0185-305-3 die Abstimmung des Blitzschutzsystems mit der allgemeinen Bauplanung und erläutert insbesondere, wie metallene Elemente der Gebäudestruktur als Teil des Blitzschutzsystems bei der Planung integriert werden.

Beiblatt 2: Informationen für Sonderbauten

Mit Sonderbauten sind bauliche Anlagen gemeint, die sich durch ein erhöhtes Brandrisiko auszeichnen. Ihnen werden die Blitzschutzklassen eins oder zwei zugeordnet.

Beiblatt 2 zu VDE 0185-305-3 adressiert vor allem Krankenhäuser, Schulen, Sportstätten, Anlagen mit explosionsgefährdeten Bereichen, Schornsteine, Fernmeldetürme, Brücken, Krane, Hochregallager, Kirchtürme, Rohrbrücke und Anlagen zur Wasseraufbereitung sowie modernere bauliche Anlagen wie Biogasanlagen und Siloobjekte sind mit diesem Beiblatt adressiert.

Beiblatt 3: Prüfung und Wartung von Blitzschutzsystemen

Beiblatt 3 VDE 0185-305-3 enthält Informationen über die regelmäßige Prüfung und Wartung durch eine Blitzschutz-Fachkraft.

Eine Blitzschutz-Fachkraft sollte über eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung und aktuelle berufliche Praxis im Blitzschutz verfügen. Sie muss sich außerdem über die örtlich geltenden bauaufsichtlichen Vorschriften sowie die allgemein anerkannten Regeln der Technik informieren.

Um das fachliche Wissen stets aktuell zu halten, hat sich die Teilnahme an Seminaren, wie beispielsweise der VDE Weiterbildung Blitzschutz, etabliert. Mit diesen Teilnahmebescheinigungen weisen Blitzschutz-Fachkräfte den Auftraggebern ihre aktuelle Fachkenntnis nach.

Beiblatt 4: Verwendung von Metalldächern in Blitzschutzsystemen

Beiblatt 4 zu VDE 0185-305-3 geht auf Verwendung von Metalldächern in Blitzschutzsystemen ein.

Das Beiblatt enthält Informationen und Bilddarstellungen zur Norm, die Anwendung und Verständnis verbessern sollen und auch neue Erkenntnisse berücksichtigen.

Beiblatt 5: Blitz- und Überspannungsschutz für PV-Stromversorgungssysteme

Die Zahl der Photovoltaik-Anlagen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Aufgrund behördlicher Vorgaben benötigen bauliche Anlagen aus diesem Bereich häufig einen Blitzschutz als Maßnahme des vorbeugenden Brandschutzes und/oder des Personenschutzes. Blitzschutz wird allerdings auch benötigt, um die sensible technische Infrastruktur einer baulichen Anlage zu schützen.

Beiblatt 5 zu VDE 0185-305-3 thematisiert den Schutz von PV-Stromversorgungssystemen gegen die schädlichen Folgen von Blitzeinwirkungen und Überspannungen atmosphärischen Ursprungs. Falls ein Blitz- und/oder Überspannungsschutz gefordert ist oder errichtet werden soll, beschreibt das Beiblatt außerdem Anforderungen und Maßnahmen, um die Sicherheit, Funktion und Verfügbarkeit der PV-Stromversorgungssysteme zu erhalten.

Weitere Informationen: Blitzschutz bei Photovoltaik-Anlagen

Beiblatt 6: Zusätzliche Informationen über das Erfordernis von Blitzschutzmaßnahmen

Das Beiblatt 6 zu VDE 0185-305-3 gibt Empfehlungen für die typische Einstufung in eine Schutzklasse des Blitzschutzsystems. Hierzu wird in Form einer Tabelle für jede bauliche Anlage und technische Einrichtung eine auf Erfahrungswerte beruhende Schutzklasse angegeben.

Zusätzlich enthält das Beiblatt Hinweise zu dem Erfordernis von Blitzschutzmaßnahmen für bauliche Anlagen unter Berücksichtigung gesetzlicher und behördlicher Vorgaben.

Teil 4: Schutz von Gebäudetechnik vor Blitzimpulsen – DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305-4)

Die Teile 1 bis 3 der Normenreihe beschreiben vor allem den Schutz von Gebäuden und Technik vor Brand durch Blitzschlag. VDE 0185-305-4 erweitert diesen auf elektrische und elektronische Systeme.

Ein Blitzschutzsystem nach VDE 0185-305-4 muss die Wirkungen des elektromagnetischen Blitzimpulses (en: Lightning Electromagnetic Pulse; LEMP) auf ein akzeptables Maß reduzieren. Bei einem Blitz mit Spannungen im Bereich von Millionen Volt und kurzzeitigen Stromspitzen von über 200.000 Ampere entstehen Störimpulse, die praktisch alle elektronischen Komponenten in der Umgebung zerstören können. Betroffen sind Steuergeräte von Heizung- und Klimatechnik, Computer und Telekommunikation.

Die jeweiligen Schutzmaßnahmen bestehen aus besonders aufwändiger Ausführung von Erdung und Potentialausgleich, räumlicher Schirmung, EMV-gerechter Leitungsführung und -schirmung sowie Überspannungsschutzgeräten (en: Surge Protective Device; SPD). Bei diesem sogenannten „Blitzschutzzonenkonzept“ werden wie bei einer Zwiebel mehrere schützende „Schalen“ um besonders empfindliche Anlagenteile gelegt.

Beiblatt 1: Verteilung des Blitzstroms

Beiblatt 1 zu VDE 0185-305-4 beschreibt mit grundlegenden Beispielen, wie unterschiedliche Installationsbedingungen die Blitzstromverteilung in der Niederspannungsinstallation und damit einhergehend, die Blitzstrombelastung der eingebauten SPDs beeinflussen.

Das Beiblatt enthält gegenüber den Informationen im Anhang E von VDE 0185-305-1 weiterführende Informationen zur Stromaufteilung des Blitzstroms und ermöglicht es damit den Planern von Blitzschutzsystemen durch die Anwendung und Kombination dieser grundlegenden Beispiele die tatsächliche Blitzstromverteilung auch für komplexe Anlagen genau ermitteln zu können.,

Neben den Erläuterungen, welche der in VDE 0185-305-1 aufgeführten Blitzstromparameter für die Auswahl von SPDs berücksichtigt werden müssen, bietet das Beiblatt auch eine Hilfestellung für die Auswahl und Installation eines koordinierten SPD-Schutzes entsprechend den Anhängen C und D der DIN EN 62305-4 (VDE 0185-305-4).

Darüber hinaus stellt das Beiblatt an ausgewählten Beispielen die Blitzstromverteilung in besonderen baulichen Anlagen dar.


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Fazit: Blitzschutznormen retten Leben und schützen Immobilien

Seit vor mehr als 135 Jahren „Die Blitzgefahr No. 1 – Mitteilungen und Ratschläge“ erschienen ist, haben zunächst VDE ABB und später dann VDE DKE die Blitzschutznormen in Deutschland fortlaufend angepasst. Entlang des technischen Fortschritts gelang dadurch ein immer besserer Schutz vor Blitzgefahren.

Und auch wenn ein Blitzschutz in Gebäuden ohne besondere Brandgefahren nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, sollte er in keiner baulichen Anlage fehlen. Vor allem im Hochsommer steigt die Blitzgefahr. Deshalb sollten Immobilienbesitzer regelmäßig eine Überprüfung ihrer Blitzschutzsysteme, zum Beispiel durch eine VDE geprüfte Blitzschutz-Fachkraft vornehmen lassen. Denn damit profitieren sie von dem ausgezeichneten Schutzniveau der deutschen Blitzschutznormen, die Leben retten, Gebäude und Technik schützen.

Redaktioneller Hinweis:

Die im Text aufgeführten Normen können Sie beim VDE VERLAG erwerben.

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