In den USA gibt es bereits mehr als 2.000 vertikale Farmen, die Erzeugnisse wie Salat, Kräuter und Beeren anbauen. Das britische Unternehmen Jones Food Company baut nach eigener Aussage die weltweit größte vertikale Farm (1,5 Hektar) in Gloucestershire. Das Ziel ist, 70 Prozent der im Vereinigten Königreich produzierten Frischware innerhalb der nächsten zehn Jahre zu liefern. Ein Forschungsunternehmen geht davon aus, dass die Branche bis 2026 weltweit auf etwa 9,7 Mrd. US-Dollar wachsen wird. Befürworter sind der Meinung, dass das Konzept dazu beitragen kann, Millionen Menschen zu ernähren.
Andere sind weniger sicher: „Wenn Vertical Farming die einzige Möglichkeit ist, wie wir genug Lebensmittel herstellen können, um die Ernährungsunsicherheit zu bekämpfen, dann ist das nicht die Lösung“, sagt Beh. „Nur in einem Extremszenario, wenn das Klima so schlecht ist, dass wir Landwirtschaft nicht mehr im Freien betreiben können, wird Vertical Farming die einzige Lösung sein.“
Das Problem der vertikalen Landwirtschaft sind die Kosten. Neben der großen Anzahl LED-Lichtquellen ist ein Netzwerk an Sensoren und Kameras erforderlich, die Daten über die Pflanzen und deren Umwelt sammeln. „Diejenigen, die sich bereits jetzt die konventionellen landwirtschaftlichen Technologien nicht leisten können, werden nicht in der Lage sein, sich Vertical Farming zu leisten“, erklärt Beh. IDTechEx schätzt, dass der Sektor mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4 bis 5 Prozent auf 900 Mio. US-Dollar bis zum Jahr 2023 wachsen wird. Im Vergleich dazu war im Jahr 2018 das Geschäft mit biologisch angebautem Obst und Gemüse jedoch allein in den USA 17 Mrd. US-Dollar wert.
Zudem ist der Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Reis und Kartoffeln „extrem unwirtschaftlich“, wenn er über Vertical Farming erfolgt. Die Wachstumsphase, verglichen zu beispielsweise Salat, dauert länger und sie benötigt viel mehr Licht und damit mehr Energie. Anbauverfahren über Vertical Farming können jedoch die Gesamtlast der Lebensmittelproduktion mindern. Laut Beh „werden durch Vertical Farming lokal erzeugte Produkte bereitgestellt, die für bestimmte Kundengruppen von Interesse sein können und die theoretisch günstigeren Erzeugnisse denjenigen überlassen, die sich teurere Produkte nicht leisten können“.