Die deutsche Bevölkerung wird immer älter. Was einerseits eine Errungenschaft des Gesundheitssystems und des relativen Wohlstands ist, bringt gleichzeitig neue Herausforderung für die Gesellschaft mit sich. Mit Beginn erster Krankheitssymptome, dem ersten Sturz oder nach einem Herzinfarkt, stellt sich hier die Frage: Wie lange ist es sicher, wenn eine Person allein lebt?
Lebensqualität definiert sich nicht zuletzt darüber, wie lange Menschen selbstbestimmt über ihr Leben und ihre Gewohnheiten entscheiden und in ihrer vertrauten Umgebung leben können. Schon lange wird über das so genannte „Hausnotruf-System“ versucht, für ältere Personen und deren Angehörige, Sicherheit zu schaffen.
Die Idee ist simpel: Im Notfall drückt die Person den Knopf, der Alarm wird an einen Dienstleister gemeldet, der Rücksprache in die Wohnung hält; im Notfall wird Hilfe geholt. In der Praxis zeigt sich aber, dass sich viele Menschen nicht trauen, in einer Notsituation tatsächlich den Knopf zu drücken, in Panik nicht mehr an diese Option denken oder den Knopf schlicht nicht erreichen oder bei sich tragen.
Active Assisted Living – technikunterstütztes Leben – bietet die Möglichkeit, diesen Vorgang zu automatisieren beziehungsweise zu verbessern. Software ist in der Lage, aus gesammelten Daten ein Verhaltensmuster zu erkennen und zu interpretieren, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Notfallsituation eingetreten ist. Dies kann der Fall sein, wenn eine Person lange an einer Position verharrt oder zu einer ungewöhnlichen Zeit das Haus verlässt, zum Beispiel bei Demenz. Ein automatisch ausgelöstes Signal ruft dann in einer solchen Situation nach menschlicher Hilfe.
„Dabei lassen sich in der Voreinstellung individuelle Wünsche in Bezug auf Persönlichkeit, Privatsphäre und Alarmkette treffen“, sagt Dr. Reiner Wichert von der AHS Assisted Home Solutions GmbH und Sprecher im Lenkungskreis des Smart Living Hessen Cluster, der bereits seit vielen Jahren an der Entwicklung von AAL-Systemen forscht.