Wie funktionieren Wasserstofffahrzeuge?
Von Adrian Pennington
Wasserstofffahrzeuge verursachen genau wie Elektrofahrzeuge keine Schadstoffemissionen durch Abgase. Statt durch Strom angetrieben zu werden, der in einer Batterie gespeichert wird, produzieren Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (FCEVs) den Strom an Bord mittels einer chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff in einem Brennstoffzellen-Stack. Das Wiederbefüllen von Wasserstofftanks an der Zapfsäule dauert weniger als fünf Minuten und die Reichweite von Brennstoffzellenfahrzeugen ist in der Regel größer als die von Elektrofahrzeugen. Die neue Flotte der in Deutschland hergestellten Fahrzeuge von BMW beispielsweise kann mit einer Tankfüllung 503 km zurücklegen.
Es gibt mehrere Marktbarrieren, die Brennstoffzellenfahrzeuge überwinden müssen, wenn sie mit Elektrofahrzeugen konkurrieren wollen. Allein die Kosten der Brennstoffzelle verdoppeln den Preis eines Standard-Pkw gegenüber einem vergleichbaren Elektrofahrzeug. Eine weitere Herausforderung für Wasserstofffahrzeuge ist die Notwendigkeit, das Gas auf sehr hohen Druck zu verdichten, um die richtige Kraftstoffdichte an Bord zu erreichen, was die Reichweite erhöht, erklärt Brendan Bilton, CTO eines Betreibers von Wasserstofftankstellen mit Sitz in UK. „Bei Pkw ist das eine enorme Herausforderung. Aus diesem Grund gehen viele Automobilhersteller zu SUV-Modellen über, bei denen mehr Platz für die Unterbringung der Tanks vorhanden ist.“
Elektrofahrzeuge mit Batterien haben ein ähnliches Problem, aber die Batterien für Elektrofahrzeuge sind kleine flache Packs, die im ganzen Fahrzeug verteilt werden können. Wasserstoff wird in vergleichbar großen Gasbehältern an Bord aufbewahrt und es gibt nur eine beschränkte Anzahl von Bereichen im Fahrzeug, wo sie untergebracht werden können. Stauraum ist bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen hingegen weniger problematisch.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Infrastruktur für die Betankung. Es gibt nur ungefähr 230 Wasserstofftankstellen innerhalb der EU und UK, die meisten davon in Deutschland. Die Clean Energy Partnership, ein Zusammenschluss deutscher Fahrzeughersteller und Tankstellenbetreiber, hat sich dazu verpflichtet, das deutsche Wasserstofftankstellennetz bis 2025 von 100 auf 400 Tankstellen auszubauen, wobei das immer noch ein Bruchteil der 14.500 herkömmlichen Tankstellen des Landes sein wird.
„Beim Wasserstoffantrieb haben wir ein Henne-Ei-Problem“, erklärt Axel Rücker, Program Manager Hydrogen Fuel Cell beim deutschen Automobilkonzern BMW. „Solange das Netz von Wasserstofftankstellen derart dünn ist, wird die geringe Nachfrage der Kunden keine rentable Serienproduktion von Brennstoffzellenautos ermöglichen. Und solange kaum Wasserstoffautos auf den Straßen fahren, werden die Betreiber ihr Tanknetz nur zögerlich ausbauen.“
Die Gleichung geht bei Lastwagen besser auf. Da sich die großen Lkw-Hersteller verpflichten, Dieselfahrzeuge bis 2040 schrittweise aus dem Verkehr zu ziehen, ist die größere Reichweite und die Schnelligkeit, mit der Wasserstofffahrzeuge betankt werden können, eine attraktive Alternative für den Straßengüterverkehr, der oft rund um die Uhr auf langen Strecken unterwegs ist.
„Größere Fahrzeuge, die schwere Lasten ziehen oder mit einer Kühleinheit oder einem Bordkran zum Heben von Gütern ausgestattet sind, stellen eine enorme Herausforderung für die Leistungskapazität elektrischer Batterien dar. Wenn Transportunternehmen auf Elektro-Lkw umsteigen, müssten sie ihr Betriebsmodell komplett umstellen. Wasserstoff wird die einzige realisierbare, emissionsfreie Energieform für diesen Sektor sein“, erklärt Bilton.