DKE Innovation Campus 2024

Prof. Volker Quaschning erläutert die Energieversorgung in Deutschland

| Milton Arias
17.07.2024 Veranstaltungsrückblick

DKE Innovation Campus 2024 Rückblick

All Electric Society: Welche Rolle spielen Gleichstrom, SMART Standards und Diversität?

Der Einladung zum DKE Innovation Campus folgten am 2. Juli 2024 rund 300 Gäste. Etwa 200 Teilnehmende waren online zugeschaltet. Im Congress Park Hanau war alles vorbereitet für eine spannende Konferenz. Hochkarätige Expertinnen und Experten teilten an diesem Tag ihr Wissen.

Im Zentrum der Diskussionsrunden und Präsentationen stand die Vision der All Electric Society (AES). Den Schwerpunkt bildeten Gleichstrom-Anwendungen, SMART Standards und Diversität in der Normung.

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Athina Savvidis
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Networking Breakfast

Um 8.30 Uhr herrschte im Foyer bereits buntes Treiben. Bei Kaffee und Snacks standen die Teilnehmenden der Veranstaltung in Gruppen zusammen. Sie diskutieren engagiert über die Themen des Tages. Es wurde deutlich: Viele kennen und schätzen sich seit Jahren. Mitarbeitende von Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten und Expert*innen aus unterschiedlichsten Normungsgremien tauschten sich über die aktuellen Entwicklungen ihrer Projekte aus.

Um 9.15 Uhr rief eine Stimme aus dem Off zum Konferenzbeginn. Alles strömte in den großen Saal. Moderatorin Andrea Thilo eröffnete nach einem Einspieler mit Verve den DKE Innovation Campus 2024: „Lang lebe die All Electric Society“, begann sie und rief engagiert dazu auf, sich an diesem Tag gemeinsam auf eine Expedition in eine nachhaltige Zukunft zu begeben.

Wirtschaftsrisiko Klimakrise: Welche Transformationen sind nötig?

Keynote von Prof. Volker Quaschning

Prof. Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, beschrieb in seinem Vortrag die aktuelle Situation der Klimakrise und skizzierte mögliche Lösungsansätze für die Energiewende. Er führte aus, dass die jüngsten Ereignisse bereits die Grenzen der menschlichen Anpassungsfähigkeit aufzeigen.

Quaschning warnte, dass dies erst der Anfang sei und prognostizierte, dass bei einem Temperaturanstieg von drei bis vier Grad etwa zwei bis drei Milliarden Menschen ihren Lebensraum verlieren könnten. Der Wissenschaftler betonte, dass Klimaforscher bis zum Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg von etwa vier Grad prognostizieren, wenn weiterhin fossile Brennstoffe in die Atmosphäre ausgestoßen würden. Der Experte erläuterte außerdem die Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftfeuchtigkeit. Er erklärte, dass mit jedem Grad Celsius Temperaturanstieg die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen könne, was zu häufigerem Starkregen und Überschwemmungen führe.

Abschließend skizzierte Quaschning seine Vision einer All Electric Society. Er erklärte, dass der Umstieg auf elektrische Systeme, insbesondere bei Heizungen und im Verkehr, unumgänglich sei, um die Klimaziele zu erreichen. Er rief dazu auf, entschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen. „Worauf warten wir, wir müssen einen Planeten retten“, appellierte er am Ende seines Vortrags.


Highlights des DKE Innovation Campus 2024

Der diesjährige DKE Innovation Campus stand unter dem Motto „All Electric Society – Standards for a Sustainable Future“. Die All Electric Society ist die Vision einer nachhaltigen Gesellschaft und Industrie, die umfassend elektrifiziert und dekarbonisiert ist und zu der sich die DKE verpflichtet hat.

Im Zentrum der Diskussionsrunden und Präsentationen standen Gleichstrom-Anwendungen, SMART Standards und Diversität in der Normung. Wir laden Sie herzlich ein, die Highlights des Tages (noch einmal) zu erleben und auch im nächsten Jahr an der Veranstaltung teilzunehmen. Viel Spaß dabei!


Warum die AES Vielfalt und Diversität braucht!

Impulsvortrag von Britta Muzyk-Tikovsky mit anschließender Podiumsdiskussion

Britta Muzyk-Tikovsky, Gründerin und Inhaberin Capscovil Innovation Agency, übernahm die Moderation des ersten Panels. Provokant fragte sie in die Runde: „Kennen Sie nicht auch die Vorurteile über die Normung – verstaubt und lediglich wahrgenommen von Rentnern.“ Sie erläuterte, dass solche Aussagen oft auf unterbewussten Denkmustern beruhten, die seit der Kindheit geprägt würden. Muzyk-Tikovsky argumentierte, dass die größte Chance in Gesprächen mit Personen anderer Facetten darin bestehe, den eigenen Blickwinkel zu erweitern und dazuzulernen.

Muzyk-Tikovsky: Antonia, was denkst du, sind die größten Unterschiede zwischen den jüngeren und älteren Generationen? Was ihnen wichtig ist im Beruf.

Antonia Borsutzky (CRITICAL FRIENDS): Ich denke, es gibt einige wichtige Unterschiede zwischen den jüngeren und älteren Generationen im Beruf. Erstens die Kommunikation: Junge Menschen haben heute einen ganz anderen Anspruch. Sie wollen viel kurzweiligere und direktere Kommunikationswege und erwarten mehr Transparenz. Zweitens geht es um Unternehmenswerte: Für junge Menschen ist es sehr wichtig, dass das Unternehmen ihre persönlichen Werte widerspiegeln. Und drittens die Unternehmenskultur: Jüngere Generationen legen großen Wert darauf, dass sie sich im Team wohlfühlen und ihre Stimme gehört wird. Sie wollen das Gefühl haben, dass ihre Meinung zählt und sie einen Beitrag leisten können. Diese Punkte sind oft ausschlaggebend dafür, ob sich junge Menschen für ein Unternehmen entscheiden oder dortbleiben wollen.

Muzyk-Tikovsky: Andrea, haben Frauen auf dem Weg zu Führungspositionen über 40 mehr Chancen, ins Management zu kommen?

Andrea Schmitz (Detecon): Grundsätzlich steigen mit zunehmendem Alter und Erfahrung die Möglichkeiten auf Führungspositionen, sowohl für Männer als auch für Frauen. Allerdings bestehen nach wie vor strukturelle Hindernisse für Frauen. Ein häufiges Problem ist, dass Frauen nach der Elternzeit oft in unattraktive Teilzeitjobs abgeschoben werden, die wenig Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Zudem gibt es bei der Einstellung immer noch Vorbehalte gegenüber Frauen im gebärfähigen Alter, unabhängig von deren Kompetenz.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Dazu gehören flexible Arbeitsmodelle wie Job-Sharing oder die Möglichkeit, am Arbeitsplatz zu stillen. Wichtig ist auch, von Einzelfalllösungen wegzukommen und stattdessen strukturelle Veränderungen anzustreben. Ein weiterer Aspekt ist die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Stigmatisierung von arbeitenden Müttern zu hinterfragen. Erfreulicherweise fordert die jüngere Generation verstärkt Veränderungen ein, und einige Unternehmen gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Insgesamt wird deutlich, dass es systemische und politische Lösungen braucht.

Muzyk-Tikovsky: Welche Herausforderungen ergeben sich aus deiner Sicht, Batuhan, für Personen aus anderen Kulturen, die zu uns nach Deutschland zum Arbeiten kommen?

Batuhan Ayaz (Next Generation DKE): Meine Erfahrung als Enkel von Gastarbeitern zeigt, wie wertvoll Vielfalt für Deutschland ist. Wie Max Frisch sagte: ‚Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen.‘ Diese Menschen brachten ihre Kultur, Erfahrungen und Kenntnisse mit, die uns bereichern und zu besseren Lösungen führen.

In der Normung müssen wir vom Silodenken wegkommen und uns vernetzen. Wir brauchen keine linearen Denkstrukturen wie im Brockhaus, sondern müssen vernetzt denken. Es ist wichtig, mehr Menschen einzubinden und ihre Erfahrungen in die Normung einfließen zu lassen. Wir sind auf einem guten Weg, müssen aber die Möglichkeiten der Sektorenkopplung nutzen, um Menschen zusammenzubringen und gemeinsam zu denken. Nur so können wir die Herausforderungen der AES meistern.

Muzyk-Tikovsky: Christina, warum können zwei wie wir in Bayern geborene Personen unterschiedliche Staatsbürgerschaften haben?

Christiana Bukalo (Statefree): Staatenlosigkeit ist ein wichtiges Thema, auch im Kontext der Normung. Weltweit gibt es etwa 15 Millionen staatenlose Menschen. In Deutschland leben sogar 126.000 Personen ohne Staatsangehörigkeit. Das Problem ist, dass Menschenrechte oft an eine Staatsangehörigkeit geknüpft sind. Staatenlose haben dadurch eingeschränkten Zugang zu grundlegenden Rechten wie Reisen, Identitätsdokumente, Arbeit und Bildung.

Es gibt verschiedene Gründe für Staatenlosigkeit: politische Konflikte, unterschiedliche Gesetze zur Staatsbürgerschaft und sogar diskriminierende Gesetze. In über 25 Ländern haben Mütter beispielsweise nicht das gleiche Recht wie Väter, ihre Staatsangehörigkeit an ihre Kinder weiterzugeben. In Deutschland gibt es sogar Menschen, die hier geboren wurden, die keine Staatsangehörigkeit haben. Die Frage ist nun, wie wir durch Normung den Zugang zu Rechten und Dienstleistungen für Staatenlose verbessern können. Sollten wir die Norm überdenken, dass jeder Mensch eine Staatsangehörigkeit haben muss?

Muzyk-Tikovsky: Wir haben auch darüber gesprochen, dass wir mehr Nachwuchs brauchen. Florian, was können wir tun, um das Image der Technikstudiengänge zu verstärken?

Florian Spiteller (DKE Geschäftsführung): Um das Image der Technikstudiengänge zu stärken und mehr Nachwuchs zu gewinnen, müssen wir an mehreren Fronten ansetzen. Zunächst ist es entscheidend, dass wir das Bild der Elektrotechnik und technischer Berufe insgesamt positiv verändern. Wir müssen zeigen, wie spannend und relevant diese Fächer für die Lösung aktueller Probleme sind. Ein vielversprechender Ansatz ist hier die Idee der AES. Damit können wir verdeutlichen, welchen wertvollen Beitrag Elektrotechnik und Normung für unsere Gesellschaft leisten.

Wir sehen bereits positive Entwicklungen bei Initiativen wie „Next Generation DKE“ und „VDE Youngnet“ an Hochschulen. Diese weisen einen höheren Frauenanteil auf, was sehr ermutigend ist. Darauf müssen wir aufbauen und mehr weibliche Vorbilder in technischen Berufen präsentieren, um junge Frauen zu inspirieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Interdisziplinarität und wie wir auch Personen aus anderen Bereichen in die Normungsarbeit einbeziehen. Neue Formate, wie die „Standardization Community Maps“, bieten zudem die Chance, mehr Menschen für die Mitarbeit in der Normung zu gewinnen und die Zugänglichkeit zu erhöhen.



Wo stehen wir mit der All Electric Society? Eine Standortbestimmung.

Vortrag von Dr. Kurt D. Bettenhausen

Dr. Kurt D. Bettenhausen, DKE Präsident, eröffnete seinen Vortrag mit einem ungewöhnlichen Vergleich zwischen der aktuellen Situation in der nationalen und internationalen Normung und einer griechischen Tragödie.

Er erläuterte, dass die Elemente einer klassischen Tragödie – schicksalhafte Konflikte, Helden mit menschlichen Schwächen und ein scheinbar unvermeidbares Schicksal – Parallelen zur gegenwärtigen Lage aufweisen. Er führte aus, dass die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft oft in festgefahrenen Gräben stecken, was den Fortschritt behindere. Er betonte die Notwendigkeit, diese Grabenkämpfe zu überwinden, da sie zu Verlusten auf allen Seiten führen.

Bettenhausen skizzierte die Herausforderungen der elektrotechnischen Normung, insbesondere bei der Integration neuer Technologien. Er erklärte, dass es dabei keinen einfachen Weg zwischen richtig und falsch gebe, sondern dass pragmatische, ausgewogene Ansätze gefunden werden müssten. Der DKE Präsident hob die Bedeutung der Transformation zur All Electric Society hervor.

Vortrag von Michael Teigeler

Michael Teigeler, DKE Geschäftsführer, führte aus, dass das Wichtigste in der Normung die Menschen seien, die sich engagieren und Themen vorantreiben. Teigeler betonte die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements und dankte allen Beteiligten herzlich für ihren Einsatz in den Normungsgremien. Der DKE Geschäftsführer skizzierte drei große Themenbereiche, die die Normung derzeit bewegen.

Politik: Teigeler erläuterte, dass die Normung sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene große Wertschätzung erfahre. Allerdings merkte er an, dass dies auch Herausforderungen mit sich bringe, insbesondere hinsichtlich der Forderung nach kostenfreier Verfügbarkeit von Normen.

Demografischer Wandel: Der DKE Geschäftsführer hob hervor, dass die Themen und Werte der Normung wie Vielfalt, Transparenz und internationale Vernetzung, besonders junge Menschen ansprechen und zu einer hohen Verbleiberate in der Normung führen.

Digitalisierung: Teigeler betonte die Bedeutung der digitalen Transformation für die Normung und dass digitale Normen nun direkt in die Wertschöpfungskette der Industrie integriert werden könnten und somit Teil der Lösung seien. Er kündigte die Einführung eines Online Standards Development Portals an und unterstrich, dass trotz Digitalisierung der Mensch weiterhin im Mittelpunkt der Normungsarbeit stehen werde.


Mit positiver Energie vernetzen wir Menschen und Technologien.

Die All Electric Society steht am Horizont aller Überlegungen einer erfolgreichen Energiewende und beschreibt die Vision einer CO2-neutralen und nachhaltigen Welt. Sonne, Wind, Wasser und Biomasse decken den Energiebedarf; auf fossilen Energieträgern basierende Technologien werden elektrifiziert. Die DKE hat sich dem Zukunftsbild einer All Electric Society verschrieben. Unsere Normungsgremien leisten hierbei eine wesentliche Grundlage für sichere, interoperable und vernetzte Technologien.

Mehr zur All Electric Society

Digitalisierung und Normung

Keynote von Roland Edel

Roland Edel, CTO bei Siemens Mobility, analysierte die Bedeutung der Digitalisierung und Standardisierung in der Eisenbahnindustrie. Er führte aus, dass die Digitalisierung in verschiedenen Bereichen, einschließlich der Mobilität, erhebliche Verbesserungen ermöglichen könne. Edel skizzierte, dass im Mobilitätssektor eine 30 Prozent höhere Durchsatzrate auf bestehender Infrastruktur möglich sei. Er erläuterte, dass Technologien wie künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und das Internet der Dinge dabei eine zentrale Rolle spielten.

Der CTO merkte an, dass vollautomatisierte Züge ohne Fahrer bis Ende des Jahrzehnts im realen Betrieb erwartet würden. Er beschrieb die Vorteile dieser Entwicklung, darunter die Bewältigung des Fachkräftemangels und die Flexibilisierung des Fahrplans. Edel betonte die Notwendigkeit von Standardisierung und Normung für die erfolgreiche Umsetzung dieser digitalen Transformation. Er erklärte, dass ohne einheitliche Standards das „Industrie-Metaverse“, also die Verbindung der realen mit der digitalen Welt, nicht funktionieren würde. 

Edel ergänzte, dass „SMART Standards“ entwickelt werden müssten, die maschinenlesbar und Teil des Industrie-Metaverse sein sollten. Er unterstrich die Bedeutung dieser maschinenlesbaren Standards für die gesamte Wertschöpfungskette, von der Designphase bis zum Recycling.

Wie Gleichstromtechnik die Energiewende beflügelt!

Keynote von Dr. Susanne Krichel

Dr. Susanne Krichel, Head of Innovation and Advanced Technology bei Lapp Holding SE, beschrieb die Renaissance von Gleichstromanwendungen. Sie führte aus, dass Gleichstrom oft fälschlicherweise als veraltete Technologie wahrgenommen werde, dies jedoch nicht der Realität entspreche. Sie ging detailliert auf die technologischen Fortschritte (Quecksilberdampfgleichrichtern) ein, die Gleichstrom seit den 1920er Jahren relevant machten.

Krichel erläuterte, wie die Entwicklung der Halbleitertechnologie in den folgenden Jahrzehnten die Möglichkeiten der Gleichstromtechnik revolutionierte. Sie nannte die Erfindung des Transistors durch Bell Labs und die darauffolgende Entwicklung von Thyristoren als entscheidende Meilensteine. Des Weiteren ging sie detailliert auf die Vorteile von Gleichstrom in der modernen Anwendung ein und betonte dabei, dass erneuerbare Energien einfacher in Gleichstromsysteme zu integrieren seien, da sie direkt Gleichstrom erzeugen. Dabei hob sie die Vorteile für industrielle Anwendungen hervor.

Gleichstromsysteme könnten die Material- und Energieeffizienz steigern, da sie weniger Kupfer benötigten und Verluste reduzierten. Sie betonte, dass Gleichstrom eine Schlüsselrolle in der Entwicklung hin zu einer All Electric Society spielen könne, indem er Energieverluste minimiert.

Lunch & Explore

Showcases über „Angewandte Gleichstrom-Integration in der Industrie“ 

Fraunhofer IPA präsentiert DC-Netz für Kunststoffverarbeitung

Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA hat eine innovative Lösung für industrielle Gleichstromnetze entwickelt, die die Energieeffizienz und Versorgungssicherheit in der Produktion steigert. Die Technologie wurde am Beispiel einer Spritzgussmaschine demonstriert. Sie ermögliche eine Energieeinsparung von 33 Prozent. In drei Hauptanwendungsbereichen – Verlustleistung, Anschlussleistung und Schaltschrankgröße – wurde ein Einsparpotenzial von jeweils 50 Prozent identifiziert.

Phoenix Contact präsentiert DC-Grid im Industriegebäude

Phoenix Contact hat eine zukunftsweisende Lösung für industrielle Gleichstromnetze (DC-Grids) entwickelt, die eine nachhaltige und effiziente Energieversorgung in der Industrie ermöglicht. Diese innovative Lösung zielt darauf ab, die Energiekosten und den CO2-Fußabdruck von Unternehmen zu reduzieren. Das DC-Grid ermöglicht eine effiziente Einspeisung, Speicherung und Verteilung regenerativ erzeugter Energie. Ein besonderer Fokus liegt auf der Sicherheit, insbesondere bei der Entwicklung von DC-Steckverbindern mit Lichtbogenlöschtechniken.



Integration der Gleichstrom-Technologie

Impulsvortrag von Isabella Bianchini

Isabella Bianchini, Gruppenleitung beim Fraunhofer IPA, hielt einen Vortrag über die Integration der Gleichstrom-Technologie in industrielle Systeme. Sie führte aus, dass Gleichstrom aufgrund neuer Technologien und aktueller Forschung einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten könne.

Sie skizzierte die Notwendigkeit der Energieeffizienz und -flexibilität angesichts der Herausforderungen der Klimaneutralität. Bianchini erläuterte, dass bis zu 17 Prozent mehr grüner Strom erzeugt werden müsse, wenn keine Effizienzsteigerungen erreicht würden. Sie merkte an, dass die Integration erneuerbarer Energien ins Netz neue Herausforderungen bezüglich der Volatilität der Energieerzeugung mit sich bringe. Sie beschrieb die Energieflexibilität auf der Verbraucherseite sowohl als Notwendigkeit als auch Chance.

Bianchini erklärte, dass Gleichstrom-Netze in der Industrie erhebliche Vorteile bieten könnten und Energieeinsparungen von bis zu 15 Prozent in Produktionsanlagen und acht bis zwölf Prozent in Gesamtsystemen ermöglichen könnten.

Smart Standards – die Zukunft der Normung

Impulsvortrag von Janos Koschwitz

Janos Koschwitz, Digital Transformation Manager bei der DKE, erläuterte, dass Normen traditionell von Menschen für Menschen geschrieben wurden. Er merkte jedoch an, dass in der heutigen vernetzten Welt nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen und automatisierte Prozesse Normen anwenden müssen. Er skizzierte die Herausforderung, dass Maschinen in Datenstrukturen kommunizieren, während Normen in menschlicher Sprache verfasst sind. Er erklärte, dass eine Übersetzung in maschinenlesbare Formate notwendig sei, um Normen für automatisierte Systeme anwendbar zu machen.

Koschwitz definierte SMART Standards als Normen, deren Inhalte für Maschinen, Software oder sonstige automatisierte Systeme anwendbar und lesbar sind. Der Digital Transformation Manager beschrieb die Vorteile von SMART Standards für Unternehmen wie eine erhöhte Effizienz bei der Normanwendung und Kostenreduktion.

Er erläuterte, dass die Umsetzung von SMART Standards eine Veränderung in allen Teilen des Normungsprozesses erfordere, von der Erstellung bis zur Anwendung. Koschwitz stellte ein Tool vor, das „SMART Plugin für die Online-Normentwicklung“, welches die Auszeichnung von Textabschnitten ermöglicht, um sie maschinenlesbar zu machen.

DKE Startup-Preis – All Electric Society

Pitches und anschließende Preisverleihung durch Gudrun Lantelme

Die Preisverleihung des DKE Startup-Preises wurde von Gudrun Lantelme, Jury-Sprecherin und Leiterin Innovation und Start-up Consulting bei HIGHEST der TU Darmstadt, moderiert. Der Preis würdigt Start-ups, die einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der AES haben. Die drei nominierten Start-ups und Preisträger mit ihrer Platzierung:

  1. I3DEnergy, Christopher Ripp, 3.000 Euro: Bietet eine Software-Plattform für Industrieunternehmen zur Erstellung eines digitalen Zwillings für das Energiemanagement.
  2. Hydrogenia, Marlene Roys, 1.500 Euro: Die Gründer haben Elektrolyse- und Brennstoffzellen entwickelt, die zehnmal langlebiger und 20 Prozent effizienter sind als herkömmliche Technologien.
  3. P&E Power and Energy, Jens Hassenpflug, 500 Euro: Entwickelt eine innovative Leistungselektronik-Plattform für Batteriespeicher, die die Lebensdauer und Effizienz von Batteriespeichern erhöht.

Gudrun Lantelme endete mit einem Appell an die Jungunternehmer*innen: „Drehen Sie sich um, gehen Sie zu Ihren Alma Mater und bieten Sie sich als Mentoren an.“

Hands-on Deep Dives & Side Events

Vorträge und Mitarbeit in Tech Talks und Workshops

Workshop 1: WärmewendeNordwest – Sektorkopplung auf Basis sicherer Gateways und Router

Der Workshop gliederte sich in zwei Teile: Zunächst gab es Vorträge des Projektteams, begleitet von interaktiven Elementen wie Mentimeter-Umfragen und einem Conceptboard für Online-Teilnehmende. Der innovative Projektansatz besteht in der Verknüpfung des Smart-Meter-Gateways mit dem Sicherheitsrouter (BSI) zur Unterstützung der Wärmewende bei der Datenübertragung.

Im zweiten Teil konnten die Teilnehmenden an drei Ständen über Hauptthemen, wie das Whitepaper, einen physischen Demonstrator und allgemeine Projektinformationen, diskutieren. Die Erkenntnisse sollen in die weitere Projektentwicklung einfließen und zur Verfeinerung der Vorgehensweise beitragen.

Workshop 2: Vielfalt als Chance – Bessere Normen durch Diversität

Der Workshop untersuchte die Bedeutung von Diversität in der Normung. Zentrale Fragen waren die Rolle der Vielfalt, die Zielgruppen von Normen und die Zusammensetzung der Normungsgremien. Die 15 Teilnehmenden erhielten Einblicke durch Vorträge und tauschten sich an Thementischen aus.

Wesentliche Erkenntnisse: Erstens die Notwendigkeit eines Umdenkens in Unternehmen bezüglich Altersstruktur und Nachwuchsförderung. Zweitens der Vorschlag zur Einrichtung von Diversitätsbeiräten in Unternehmen. Und drittens die potenziellen Wettbewerbsvorteile durch inklusivere Normbetrachtung nutzbar zu machen.

Die Ergebnisse, einschließlich einer Vorabumfrage zur Altersstruktur in Gremien, sollen in zukünftige DKE Projekte zur Diversität einfließen.

Workshop 3: SMART Standards und ihr wirtschaftlicher Mehrwert

Der Workshop konzentrierte sich auf die Vorteile digitaler Normen und deren Einfluss auf Normennutzungsprozesse. Er wurde präsentiert von Raymond Puppan, Principal Expert Konformitätsbewertung und Projektmanager Digitalisierung bei der DKE, sowie Stefanie Voit, Managing Partner bei TS.advisory GbR. Ziel war es, die Verbesserungspotenziale durch „SMARTe“ Normen zu verstehen und Methoden zur quantitativen Bewertung ihrer Effektivität zu entwickeln. Grundlage war das IDiS Whitepaper 3.

Die Teilnehmenden wurden zum aktuellen Digitalisierungsstand befragt und tauschten sich über die Anwendung von SMART Standards aus. Als Ergebnis wurde ein vertieftes Verständnis zur Mehrwertberechnung von SMART Standards gewonnen. Die Umfrageergebnisse sollen in die weitere Entwicklung einfließen.

Tech Talk 1: Gleichstromtechnik gerne, aber wie?

Im Workshop stellten zwei Referenten die Vorteile von DC-Anwendungen und ihre Umsetzbarkeit vor.

Bernd Seidl, Siemens AG, beleuchtete in seiner Präsentation zentrale Aspekte des bidirektionalen Ladens, DC-Technologien und integrierte Heimenergiesysteme. Er betonte die Notwendigkeit der Standardisierung und internationalen Zusammenarbeit, veranschaulicht durch die Open DC Alliance (ODCA).

Bernd Wunder, Fraunhofer IISB, behandelte Netzsteuerung, Erdungskonzepte und Spannungen in industriellen DC-Anwendungen. Er ging zudem auf eine umfassende Spezifikation für industrielle Gleichstromanwendungen der ODCA ein.

Johannes Stein, DKE Senior Principal AES, lud zur Teilnahme auf der COLLABORATION-Plattform ein, in der erste Thesenpapiere zu DC-Netzen zur Diskussion stünden.

Tech Talk 2: Nachhaltigkeit in der DKE – Wie schaffen wir eine Circular Economy?

Drei Vorträge behandelten Themen wie die neue Ökodesign-Verordnung und die praktische Umsetzung der Circular Economy in der Normung.

Christian Eckert (ZVEI) und Dr. Jens Giegerich (Vorwerk) teilten wertvolle Einblicke. Eine anschließend gestartete DKE weite Umfrage soll die zukünftige Koordinierung von Nachhaltigkeitsthemen gestalten. Die Ergebnisse werden als Grundlage für weitere Schritte dienen.

Die vorgestellte COLLABORATION-Plattform ermöglicht den Expert*innen eine fortlaufende Diskussion in der Gruppe „Circular Economy und Nachhaltigkeit in der DKE“.

Tech Talk 3: Der Digitale Produktpass wird konkret – Was Sie jetzt schon wissen müssen

Der Workshop konzentrierte sich auf die Bedeutung und Umsetzung dieses wichtigen Instruments für die Industrie 4.0 und die Kreislaufwirtschaft. Präsentiert wurde der Workshop von Dr. Jens Gayko, Dr. Marvin Böll und Sebastian Schröder, DKE Experten für Normung in der Industrie 4.0. Sie erläuterten die Grundlagen des Digitalen Produktpasses als zentrales Element für die Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Produktion.

In dem Workshop wurde die Notwendigkeit einheitlicher Standards für eine erfolgreiche Implementierung des DPP betont. Darüber hinaus wurden die Verwaltungsschale (Asset Administration Shell; AAS) gemäß IEC 63278 und der Identification Link gemäß IEC 61406 als wichtige Konzepte vorgestellt.



Digitales Schwellenland Deutschland: Warum Digitalisierung immer noch wichtig ist ...!?

Impulsvortrag von Karl-Heinz Land

Karl-Heinz Land begann seinen Vortrag mit der Aussage, dass der Übergang von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Informationsgesellschaft in vollem Gange sei und die Geschwindigkeit des Fortschritts exponentiell zunehme. Der Digitalisierungsexperte betonte, dass wir uns an einem Wendepunkt befänden, den er als „Aufbruch in eine neue Zeit“ bezeichnete.

Er prognostizierte, dass wir in wenigen Jahren von der Zeit „vor der KI“ und der Zeit „nach der KI“ sprechen würden. Land skizzierte die enormen wirtschaftlichen Potenziale der KI und zitierte Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft, wonach KI eine jährliche Wertschöpfung zwischen 313 und 585 Milliarden Euro generieren könnte. Land erklärte außerdem, dass KI einen Produktivitätsschub von 25 bis 90 Prozent bringen könnte. Er warnte, dass Unternehmen, die KI nicht nutzen, in wenigen Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein könnten.

„KI als Dampfmaschine der Neuzeit“, so sein Vergleich, werde die sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen radikal verändern. Der Digitalisierungsexperte beschrieb die Vision einer „Smart City“, die durch KI gesteuert 50 bis 90 Prozent weniger Ressourcen verbrauchen könnte. Land betonte die Notwendigkeit von Standards und Prozessen für KI in Unternehmen und plädierte für die Entwicklung von Industrie-Domänenmodellen und spezifischen Sprachmodellen für verschiedene Branchen.


Impulsvortrag von Karl-Heinz Land

Karl-Heinz Land ist ein Experte für digitale Transformation und Zukunftstechnologien. Mit über 35 Jahren Erfahrung in der IT- und Technologiebranche, zahlreichen Publikationen und Vorträgen zu Themen wie Künstliche Intelligenz, war er bereits das zweite Mal als Speaker beim DKE Innovation Campus.

Sein Anliegen ist es, künstliche Intelligenz und Digitalisierung gezielt einzusetzen, um nachhaltige und lebenswerte urbane Räume zu schaffen. Diese Technologien ermöglichen eine effiziente Energienutzung, optimierte Verkehrssteuerung und ressourcenschonende Infrastruktur.


Digitalisierung und digitale Standards: Keine andere Option für eine AES?

Fishbowl-Diskussion moderiert durch Andrea Thilo

Sieben Stühle, einer bleibt frei. Personen aus dem Publikum können auf die Bühne treten und ihr Statement abgeben. Ein stetiger Wechsel von Expert*innen, die an diesem Nachmittag zu einer lebendigen Diskussion geführt haben.

Andrea Thilo: Wie stehen Sie zur Vision von Karl-Heinz Land?

Sebastian Kriegsmann (DIN): Ich finde Karl-Heinz' Vision inspirierend und stimme vielem zu, aber nicht allem. Die größte Herausforderung liegt in den Menschen und Organisationen, die wir befähigen müssen mitzugehen. Digitalisierung ist zu 50 Prozent Mindset, 25 Prozent Skills und 25 Prozent Tools. Wir sind noch nicht so weit, dass jede Organisation ihr eigenes System aufbauen kann.

Andrea Thilo: Wie sehen Sie die Zukunft der Normung und welche Bedeutung hat dabei die KI? 

Jens Gayko (DKE): KI könnte als Werkzeug zu mehr Wohlstand und Wertschöpfung führen und die tägliche Normungsarbeit unterstützen. Die Rolle der Normung steht vor Veränderungen. Mit KI könnte Schnelligkeit eingebracht werden, wobei die Normung weiterhin für Stabilität sorgt, etwa bei Daten und Schnittstellen. Dies könnte Europas Position in der internationalen Normung stärken. Ein kritisches Problem ist der drohende Wissensverlust. Expert*innen mit jahrelanger Erfahrung gehen in Rente, und ihr Wissen verschwindet oft mit ihnen. Die Digitalisierung schreitet voran, aber zu langsam und zu wenig kollaborativ. Es braucht eine hundertfache Steigerung in beiden Bereichen. Gleichzeitig fehlt es an Nachwuchs in der Branche.

Carolin Anderson (acatech): Mit unserer Mission KI verfolgen wir das Ziel, Tempo für „KI Made in Germany“ zu machen und Deutschlands digitale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wir entwickeln freiwillige KI-Qualitäts- und Prüfstandards, die wir direkt in der Praxis erproben wollen. Es ist wichtig, schnell in die Umsetzung zu kommen, statt lange über theoretische Grundlagen zu diskutieren. Unser Ansatz ist es, möglichst schnell ins „Doing“ zu kommen.

Dr. Ralf Bohrer (Siemens AG): Ein wesentlicher Aspekt für mich ist die Frage der Entscheidungshoheit: Wer behält die Kontrolle und trifft die endgültigen Entscheidungen? Meiner Meinung nach sollten wir vorsichtig sein, diese Kontrolle vollständig an ein System abzugeben, dessen Funktionsweise wir möglicherweise nicht mehr vollständig überblicken können. Ich sehe die Zukunft so, dass letztendlich immer noch wir Menschen diejenigen sind, die die Umsetzung bestimmen. Daran müssen wir in Unternehmen, in der Gesellschaft und auch in der Normung arbeiten. Bei den SMART Standards geht es darum, vorhandene Inhalte zu digitalisieren und für die KI-basierte Wissensgenerierung nutzbar zu machen.

Andrea Thilo: Was muss sich in der Normung ändern? 

Andreas Dörflinger (ZVEI): Wir müssen das Problem der Medienbrüche angehen. Viele Systeme können nicht miteinander kommunizieren, weil wir keine einheitliche Schnittstelle haben. Statt eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, bauen wir lieber Gateways. Als Vertreter des Zentralverbands des Elektrohandwerks finde ich es schwierig, Ergebnisse von Konfiguratoren medienbruchfrei in die Prozesse eines Handwerkers zu integrieren. Zum Thema Smart Metering: Deutschland hinkt im europäischen Vergleich hinterher. Wie können wir da schneller werden? Das hängt von vielen Faktoren ab, wie Dienstleistungen, Produktion, Rollout, Transport und Installation. Ich sehe Digitalisierung als Mannschaftssport.

Carsten Knoll (TU Dresden): Wir müssen das heterogene Wissen im Ingenieurbereich maschinenverarbeitbar machen. Die Lösung für viele Probleme steht in PDFs, die niemand liest. Wir müssen ehrlich über Interessen und Ziele sprechen. Für eine gute Digitalisierung müssen wir offen über die Risiken sprechen. Wir haben bei Cambridge Analytica gesehen, welches Schindluder getrieben werden kann – und das war noch vor der KI-Revolution. Die exponentielle Kurve des Energieverbrauchs ist kritisch zu sehen. Wenn wir diese Entwicklung 50 Jahre in die Zukunft denken, hat das dramatische Auswirkungen auf die planetaren Grenzen. Exponentielles Wachstum ist der Prototyp von Instabilität und inkompatibel mit Nachhaltigkeit. Diese Ehrlichkeit müssen wir anerkennen. Wir müssen schauen, wie wir innerhalb der planetaren Grenzen ein gutes Leben für möglichst alle Menschen erreichen können.

Andrea Thilo: Wie können wir schneller werden?

Jürgen Geisel (Hitachi Energy): Wir müssen offensiv über Digitalisierung reden. In Deutschland wird nicht alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann. Wir sollten eine Digitalisierungspriorität einführen: Jeder neue Prozess sollte grundsätzlich digitalisiert werden, außer es gibt harte Gegenargumente. Unser soziales Problem ist, dass wir oft die Langsamsten schützen und die Schnellen ausbremsen. Das sehen wir beispielsweise im Bildungsbereich während der Pandemie. Solange wir diese Mentalität beibehalten, werden wir nicht schneller. Wir haben kein Geldproblem in Deutschland, sondern ein Kulturproblem.

Rudolf Brandner (DKE): Was uns in Deutschland fehlt, ist vor allem eines: Geld. Schauen wir auf die Chinesen – sie sind so erfolgreich, weil sie einfach eine Menge Geld in die Entwicklung stecken. Bei uns in Deutschland, besonders in der IT-Branche, sind wir budgetgebunden. Wir können nicht beliebig Sandkästen bauen und experimentieren. Das ist unser Hauptproblem. Wir brauchen dringend mehr Unterstützung, nicht nur von der Industrie, sondern auch von der Regierung. KI ist eine disruptive Technologie, vergleichbar mit der Dampfmaschine. Sie erfordert ein Umdenken in der Art, wie wir Probleme angehen.

Damian Czarny (DKE): Bei IDIS (Initiative Digitale Standards) untersuchen wir, in welche Systeme wir das einbringen können und wie Applikationen aussehen, die solche Daten verarbeiten. Diese Entwicklungen fließen bereits in erste Produkte ein, wodurch wir der Zukunft einen Schritt näherkommen. Das Thema Collaborative KI ist für uns besonders wichtig. Bei der Digitalisierung der Normung bringen wir alle Stakeholder zusammen, um die Entwicklungen zu beschleunigen.

Klaus-Wolfgang Klingner (Hager Group): Die Leute wollen keine tausend Seiten PDFs lesen, sondern Antworten auf ihre Fragen und Lösungen für ihre Probleme. Wir brauchen also eine Art KI-System, dem man Fragen stellen kann, die sich auf Probleme beziehen, deren Lösungen irgendwo in den Tiefen der Normen verborgen sind. Viele Normen sind heute mehrere hundert Seiten lang. Kein Mensch kennt sie mehr im Detail. Die Expert*innen kennen häufig nur ihre speziellen Bereiche. Deshalb brauchen wir dringend eine Lösung, um diese Informationen zugänglicher zu machen. 

Andrea Thilo: Wie sieht es mit der Fortbildung im Handwerk aus?

Christine Rösinger (Projekt WärmewendeNordwest): Im Projekt WärmewendeNordwest entwickeln wir Digitalisierungslösungen und Fortbildungen für Handwerker. Viele Handwerker, besonders Gas-Wasser-Installateure, kennen sich mit Themen wie Wärmepumpen nicht aus. Es ist wichtig, bestehende Handwerker fortzubilden und neue zu gewinnen.

Andrea Thilo: Was halten Sie von KI und Nachhaltigkeit?

Karl-Heinz Land: KI und technologischer Fortschritt sind der Hebel und Garant für mehr Nachhaltigkeit. Wenn wir durch KI und Sharing-Konzepte weniger Autos produzieren müssen, spart das enorme Ressourcen. Wir haben kein Energieproblem, sondern ein Nutzungsproblem. Das Mindset ist das eigentliche Problem. Wir müssen das Wissen der älteren Generation sichern und in KI-Systeme überführen. Es gibt genug Privatvermögen, wir müssen nur in Start-ups und Innovation investieren.



Elektrisierender Abschluss: Lars Ruppel begeistert mit poetischem Fußballspiel

Zusammenfassung des Tages durch Poetry Slammer Lars Ruppel

Lars Ruppel, mehrfacher deutscher Meister im Poetry Slam, sorgte für einen fulminanten Abschluss der Veranstaltung in Hanau. Mit seiner einzigartigen Mischung aus Wortwitz, Fachkenntnis und sportlicher Metaphorik verwandelte er die Veranstaltung in ein „El Clásico der Elektrotechnik“.

Ruppel, bekannt für seine kreativen Künste, überraschte das Publikum mit einer originellen Performance, indem er die technisch komplexen Themen des Tages in   einer unterhaltsamen Sportreportage verpackte. Gleich zu Beginn machte er deutlich: Hier kann sich keiner verstecken. „Einige Fans hatten Schwierigkeiten, ihren Verbrenner so zu parken, dass man ihn vom Kongresszentrum aus nicht sehen kann.“

Zu den Highlights gehörte sicherlich auch die Beschreibung eines „Flitzers auf dem Rasen“ – Christian Lindner in einer Pferdekutsche, der mit dem „Scheinargument der Technologieoffenheit“ eine Diskussion zu E-Fuels anzetteln wollte. Ruppel brachte Prof. Quaschning mit seiner Keynote gekonnt ins Spiel, der mit einem „siebenmal höheren Strombedarf für E-Fouls“ konterte.

Die fachliche Tiefe der Vorträge brachte er mit einer Aneinanderreihung komplexer Begriffe auf den Punkt: „Quecksilberdampfgleichrichter, Hochspannungsgleichstromübertragungsstrecken, Siliziumcarbid, Transistoren, vagabundierende Blindleistung..." 

Trotz des humoristischen Ansatzes verlor Ruppel nie den Ernst des Themas aus den Augen. Er betonte die Bedeutung der All Electric Society und die Dringlichkeit der Energiewende. Sein Appell an die Teilnehmenden, die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, bildete einen würdigen Abschluss: „Wenn das nächste Spiel anfängt, geht es um die Weltmeisterschaft und nicht um Klassenerhalt.“


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